Nach dem Terroranschlag am 2. November 2020 in Wien wurden schwerwiegende Behördenfehler bekannt.

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Die Liste der ignorierten oder gar nicht erst wahrgenommenen Alarmsignale vor dem Terroranschlag in Wien wird immer länger. Schon knapp nach der tödlichen Attacke im November 2020 war klar, dass die Verfassungsschutzbehörden in Bund und Wien gravierende Warnzeichen übersehen hatten: Direkt nach einem internationalen Jihadistentreffen in Wien reiste der spätere Attentäter in die Slowakei, um Munition zu kaufen. Beides war den Behörden bekannt.

Mittlerweile weiß man aber deutlich mehr darüber, wie Jihadist K. F. die Wochen vor seinem Anschlag verbracht hat. Bei ihm wohnte H. Z. – ein bekannter Krimineller, von dem mindestens fünf (!) Cousins ins IS-Gebiet nach Syrien ausgereist waren. Dessen gesamte Familie ist als islamistisch amtsbekannt. Das entdeckten die Behörden aber nicht, obwohl Teile des Jihadistentreffens, das observiert wurde, in der damaligen Wohnung von H. Z. und dessen Frau stattgefunden hatten.

Jihadistentreffen in St. Pölten

Auch eine zweite Ereigniskette hätte entdeckt werden müssen: So mietete der ebenfalls amtsbekannte Jihadist A. G. extra eine Wohnung in St. Pölten an, um dort "Koranlesungen" durchzuführen. A. G. stand selbst im Fokus von Behörden, nahm auch am Jihadistentreffen teil. Wie es den Behörden verborgen bleiben konnte, dass er in einer eigenen Wohnung regelmäßig Besuch von radikalisierten Islamisten – darunter Attentäter K. F. – erhielt, ist nicht nachvollziehbar. Es braucht dringend mehr Aufklärung, wie das möglich war. (Fabian Schmid, 1.10.2021)