Anstatt jeden Tag mehrere Paketdienste vorfahren zu lassen, sollen Pakete künftig emissionsarm per E-Transporter oder Fahrrad kommen.

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Wer mit dem Fahrrad oder Auto unterwegs durch den siebten Wiener Gemeindebezirk ist, kennt das Bild: Pkws treffen nicht immer reibungslos auf Radfahrer und Fußgänger, der 13A-Bus tuckert durch die Neubaugasse und hupt Lieferwagen an, die ihm den Weg versperren. Platz gibt es in den engen Straßen Neubaus ohnehin wenig, Paketzusteller blockieren sie oft zusätzlich.

Die Bewohner von Wien-Neubau sind dem Online-Handel nämlich besonders zugetan: 2019 wurden jedem Haushalt in dem Bezirk im Schnitt 60 Pakete zugestellt. In einer Gegend mit weitaus weniger Freifläche im Vergleich zu anderen Bezirken kann dieses Verkehrsaufkommen durchaus zur Belastung für Anrainer werden.

Ausweitung auf ganz Wien

Das Projekt "Neubau liefert grün" möchte eine Lösung dafür finden: Gemeinsam mit dem Logistiker Green to Home will der siebte Bezirk die sogenannte "letzte Meile" klimaschonender gestalten. Denn gerade der Transport vom Unternehmen oder Verteilerzentrum zum Kunden ist jener Teil des Online-Shoppings, der für besonders viel CO2-Ausstoß sorgt.

Mithilfe von elektrischen Fahrzeugen und Lastenfahrrädern möchte das Logistikunternehmen Green to Home den Lieferverkehr nicht nur klimaneutral und geräuscharm gestalten – auch die Zustellfahrten und das damit verbundene Verkehrsaufkommen sollen reduziert werden, indem Kunden ihre Bestellungen gebündelt erhalten. Auch wenn das Projekt von Bezirksvorsteher Markus Reiter vorerst vor allem für Neubau forciert wird, soll das Angebot schon bald auf die ganze Stadt ausgeweitet werden. In Mödling, im Speckgürtel Wiens, kann man ebenfalls bereits auf die Lösung zurückgreifen.

Umweg über Lager

Die Teilnahme ist recht simpel: Nachdem sich Kunden auf neubauliefertgrün.at registriert haben, können sie in prinzipiell jedem Online-Shop einkaufen, dazu geben sie bei ihrer Bestellung eine c/o-Adresse an. Diese führt zum Green-to-Home-Hub, einem kleinen Lager im 23. Bezirk.

Aber sorgt das Sammeln der Pakete im Hub nicht erst wieder für unnötig gefahrene Kilometer? Nein, sagt Michael Punzet, Geschäftsführer von Green to Home: "Wir liefern dann, wenn der Kunde es will." Heißt: Kostenlos und einmal die Woche gesammelt zu einem Zeitpunkt, an dem man garantiert zu Hause ist. Wem das zu selten ist, hat auch die Wahl zwischen zwei kostenpflichtigen Upgrade-Paketen. Für drei oder sechs Euro pro Monat gibt es die Möglichkeit zu Sofortzustellungen, Abholungen von Retoursendungen oder das Teilen des Liefer-Abos mit den eigenen Nachbarn.

Auch Post bündelt

Außerdem kommt der Hub nicht für jede Bestellung zum Einsatz. Green to Home kann die Ware von Unternehmen abholen und direkt an den Kunden liefern. Profitieren von der grünen Lieferung sollen nicht nur große Händler, sondern auch lokale, kleine Unternehmen, die selbst noch keinen Online-Versand haben. Indem sie ihre Waren über die Webseite anbieten, will man ihnen eine Werbeplattform bieten. Über sie finanziert sich das Logistikunternehmen letztlich, für Privatkunden ist das Service in der Basisvariante kostenlos.

Wie viel CO2 die grüne Paketzustellung spart, lässt sich bisher nur schätzen, sagt Punzet. Um künftig jedem einzelnen Kunden genaue Auskunft darüber zu geben, arbeite man an einem zertifizierungsfähigen Modell. Und Interessierte dürfte es sicherlich geben. Denn bei Green to Home sind es zu einem erheblichen Teil auch die Konsumenten, die einen Beitrag für nachhaltigen Handel leisten.

Neu ist die Idee der Bündelung übrigens nicht: Auch die Österreichische Post bietet ein ähnliches Service an. Mit "Alles Post" kann man sich seine Pakete ausschließlich von der Post zustellen lassen, auch wenn der Transport zuvor durch einem anderen Zusteller erfolgt. Nur eben nicht emissionsfrei. (Allegra Mercedes Pirker, 2.10.2021)