Im Jahr 2020 entwickelte sich Compound zu einer Erfolgsgeschichte – die Idee, als virtuelle Bank zu agieren und Kredite zu vergeben, war zwar nicht neu, hier funktionierte sie aber ausgesprochen gut.

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280.000 Compound haben einen umgerechneten Wert von etwa 90 Millionen Dollar. Das weiß zumindest der Gründer des Decentralized-Finance-(Defi-)Protokolls Compound, Robert Leshner, seit kurzem sehr genau. Genau diese Summe ist aufgrund eines Softwarefehlers verteilt auf mehrere Kunden überwiesen worden. Jetzt fordert Leshner sein Geld zurück und droht den neuen Besitzern sogar mit der Finanzaufsicht.

90 Millionen

Compound setzt auf das Verleihen und Leihen von Ethereum-basierten Tokens – agiert also ähnlich einer klassischen Bank. Die Plattform belohnt die Verleiher mit dem Token Compound. Durch ein Update am Mittwoch und einen damit verbundenen Fehler wurde die erwähnte Summe an verschiedenste Kunden verteilt. Der Gründer reagierte prompt auf Twitter: "Das neue Update enthält einen Fehler, der manchen Nutzern viel zu viel Comp überwiesen hat", versucht Leshner die Situation zu erklären.

Der Nutzer Hachiro antwortet mit seinem neuen Kontostand, der 70 Millionen Compound anzeigt. Nun stellt sich die Frage, wem das Geld rechtmäßig gehört.

Moralisches Dilemma

Leshner bietet den Nutzern zehn Prozent des überwiesenen Betrags, sollten sie das Geld umgehend rücküberweisen. Sollte das nicht geschehen, werde sich der Compound-Gründer bei der Finanzaufsicht melden und die Daten der "Betrüger" melden. Die Drohung greift ins Leere, schließlich müssten auch die zehn Prozent gemeldet und versteuert werden. Allzu viele Daten könne Leshner ebenfalls nicht weitergeben, sagt zumindest die Plattform "Coindesk". Compound sammle nämlich keine Nutzerdaten.

Laut Leshner sind die Nutzer in einem "moralischen Dilemma", schließlich gehöre das Geld nicht ihnen. Daraufhin reagiert die Krypto-Community verschnupft und zitiert die bekannte Phrase "Code ist Gesetz", was impliziert, dass die vom Protokoll ausgeführten Transfers zu akzeptieren seien.

Zwei Nutzer haben laut "Coindesk" mittlerweile Geld im Wert von rund zwölf Millionen rücküberwiesen. Bleiben 78 Millionen, die es für Leshner noch einzusammeln gilt. (red, 4.10.2021)