Aung San Suu Kyi, hier auf einer Aufnahme vom Jänner 2020. soll gesundheitliche Probleme wegen ihres Prozesses bekommen haben.

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Naypyidaw – Der Prozess in Myanmar gegen die entmachtete Regierungschefin Aung San Suu Kyi macht der 76-Jährigen laut ihrem Anwalt gesundheitlich schwer zu schaffen. Die Friedensnobelpreisträgerin habe den Richter am Montag gebeten, nur noch alle zwei Wochen statt wie bisher jede Woche vor Gericht erscheinen zu müssen, teilte Khin Maung Zaw der Deutschen Presse-Agentur mit. Der Richter wolle nächste Woche über das Gesuch entscheiden.

Suu Kyi steht seit dem Militärputsch von Anfang Februar, der ihre Absetzung bedeutete, unter Hausarrest. Bereits Mitte September konnte sie erstmals krankheitsbedingt nicht persönlich vor Gericht in der Hauptstadt Naypyidaw erscheinen. Über ihren Gesundheitszustand sind keine weiteren Details bekannt.

Schauprozess

Die Justiz wirft ihr ein halbes Dutzend Vergehen vor. Unter anderem muss sie sich seit Mitte Juni wegen Verstößen gegen die Außenhandelsgesetze, Verletzung von Corona-Maßnahmen, Korruption und Anstiftung zum Aufruhr verantworten. Es drohen langjährige Haftstrafen. Beobachter und Menschenrechtsexperten sprechen von einem Schauprozess und vermuten, dass die Junta die beliebte Politikerin auf diese Weise langfristig zum Schweigen bringen will.

Suu Kyi war bereits in der Vergangenheit während der jahrzehntelangen Militärherrschaft insgesamt 15 Jahre unter Hausarrest gestanden. 2016 war sie nach einer Phase der Öffnung und Lockerungen faktische Regierungschefin geworden. Das offizielle Amt war ihr vom Militär verbaut worden. Die Parlamentswahl im November hatte sie mit großem Vorsprung gewonnen und sich eine zweite Amtszeit gesichert. Die Junta begründete den erneuten Putsch mit angeblichem Wahlbetrug. (APA, 4.10.2021)