Im 20. Bezirk werden ab sofort Tampons und Binden kostenlos ausgegeben.

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Mehrere tausend Tampons oder Binden verbraucht eine Frau im Schnitt im Lauf ihres Lebens. Die Kosten dafür belaufen sich – je nach Intensität und Dauer der Periode – auf bis zu mehrere tausend Euro und müssen von jeder selbst getragen werden. Für viele Mädchen und Frauen mit geringem Einkommen stellt die Periode darum auch eine große finanzielle Belastung dar. Das Pilotprojekt "Rote Box" soll in Wien künftig der Periodenarmut entgegenwirken: Vier Monate lang – von Oktober bis Ende Jänner – werden im 20. Bezirk an vier Standorten daher kostenlos rund 80.000 Tampons und 32.000 Binden ausgeteilt. Laut Stadt Wien sind in der Brigittenau 20 Prozent der Frauen und Mädchen armutsgefährdet.

"Jede Frau und jedes Mädchen in Wien soll Zugang zu Monatshygieneartikeln haben – das ist ein Grundbedürfnis", erklärte Frauenstadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) in einer Aussendung.

Durch die Rote Box sollen aber nicht nur Mädchen und Frauen unterstützt, sondern ein Tabu gebrochen werden. "Rund 17.000 Tampons oder Binden braucht eine Frau im Schnitt im Lauf ihres Lebens, und immer noch ist die Periode mit Scham behaftet", kritisierte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) auf Facebook. Dem Projekt gehe es um "gesundheitliche Chancengerechtigkeit".

Viele Frauen und Mädchen, die von der sogenannten Periodenarmut betroffen sind – also sich Periodenartikel nur schwer oder gar nicht leisten können –, würden "zu unhygienischen und oft gefährlichen Alternativen wie Stoffresten oder Klopapier" greifen, so die Stadt. Das erhöhe die Infektionsgefahr, belaste aber auch die Psyche. Aufgrund von "Scham und mangelndem Zugang zu kostenlosen Angeboten" würden sich viele Betroffene während ihrer Menstruation zurückziehen. "Menstruationsprodukte dürfen für Frauen keine Frage des Geldes sein", erklärte die Gemeinderätin und Neos-Frauensprecherin Dolores Bakos.

Die Rote Box stellt Periodenartikel für alle, die sie brauchen, zur Verfügung, soll sich aber vor allem an jene richten, für die der Kauf von Tampons und Co eine finanzielle Hürde darstellt. Eine begleitende Online-Umfrage soll die Bedürfnisse von Frauen und Mädchen aus Haushalten mit niedrigem Einkommen zeigen.

Tamponsteuer sank Anfang des Jahres

Erst Anfang des Jahres wurden Periodenhygieneartikel in Österreich billiger. Am 1. Jänner trat die Senkung der sogenannten Tamponsteuer, die bereits im türkis-grünen Regierungsprogramm angekündigt wurde, in Kraft. Seither liegt die Mehrwertsteuer für Periodenprodukte aller Art bei zehn Prozent, davor war die Abgabe mit 20 Prozent doppelt so hoch. Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) begründete die Steuersenkung damals so: "Frauen haben bei der Periode keine Wahl, und damit auch nicht beim Kauf von Hygieneartikeln. Es sind Produkte des Grundbedarfs, Damenhygiene darf kein Luxus sein." In Deutschland wurde die Steuer auf Periodenprodukte bereits Ende 2019 von 19 auf sieben Prozent gesenkt.

Ende 2020 hat zudem Schottland als erstes Land der Welt für einen freien Zugang zu Menstruationsprodukten gestimmt. Mit dem einstimmig im Parlament beschlossenen Gesetz wurde die kostenlose Bereitstellung von Hygieneartikeln für Frauen in öffentlichen Gebäuden verpflichtend. (ook, 4.10.2021)