Wie immer steht in Italien für alle alles auf dem Spiel. Und zumindest in einer von 1.300 Gemeinden, in denen am Sonntag und Montag ein kommunaler Urnengang anstand, ging es auch tatsächlich um mögliche Auswirkungen auf die nationale Politik: in Rom.

Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi, von der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung.
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Vor fünf Jahren hatte die damals unbekannte Anwältin Virginia Raggi als Kandidatin der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung einen überwältigenden Sieg eingefahren. Doch ihre Zweidrittelmehrheit erwies sich allzu rasch als überschwere Bürde: Die Bürgermeisterin blieb, so sahen es viele Wählerinnen und Wähler, fast alles schuldig; sie straften sie ab und gaben ihr (Stand: Hochrechnungen Montag 18 Uhr) nicht einmal mehr die Chance, in die Stichwahl vorzudringen. Wahrscheinlicher Bürgermeister Roms wird in zwei Wochen der linke Kandidat, Ex-Finanzminister Roberto Gualtieri.

Die anfangs so strahlende Fünf-Sterne-Bewegung verglüht also auch in Rom. Und zwar ziemlich schnell. Monatelang versuchten die Erben von Parteigründer Beppe Grillo, diesen Niedergang aufzuhalten. Doch nicht einmal Giuseppe Conte, neuerdings bemüht hemdsärmelig auftretender Ex-Premier, scheint die Fallgeschwindigkeit abbremsen zu können.

2023 – eher früher – wird in Italien das Parlament gewählt. Dann stehen auch jene 32 Prozent der Stimmen, die die "Grillini" 2018 bekamen, zur Disposition. Sie müssen sich glücklich schätzen, wenn sie auch nur die Hälfte behalten können. Um die andere Hälfte werden sich Sozialdemokraten und Rechtsparteien einen harten Kampf liefern. Zumindest für die Fünf-Sterne-Bewegung geht es tatsächlich schon jetzt um alles – und nicht nur um den einen oder anderen Bürgermeisterposten. (Gianluca Wallisch, 5.10.2021)