Der designierte ORF-Chef Roland Weißmann hofft auf mehr Geld für seine Programmpläne.

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Zwölf statt derzeit sieben Universum-Neuproduktionen pro Jahr, die Krimireihe Soko Linz, neue Landkrimis, mehr Geld für den Spartensender ORF 3, der 2022 sein zehnjähriges Bestehen feiert, eine weitere Starnacht für Schunkelfans, Ausbau internationaler Koproduktionen mit Partner wie Netflix (Thrillerserie Totenfrau) oder ARD (Serie Alles finster) sowie möglicherweise eine zusätzliche Stelle im ORF-Korrespondentennetz.

Der noch bis Ende des Jahres amtierende ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und sein Nachfolger Roland Weißmann haben sich mit Programmplänen aufmunitioniert, um für höhere ORF-Gebühren zu werben. Das müssen sie auch, denn die Begeisterung der Politik und Zuseherinnen und Zuseher ist bei solchen Vorhaben nie hoch – euphemistisch geschrieben. Nur: Es gebe keine Alternative, betonte Noch-ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, und die Entscheidung treffe nicht die Regierung, sondern der formal unabhängige ORF-Stiftungsrat bei seiner nächsten Sitzung am 14. Oktober.

Wrabetz muss bis Ende des Jahres einen Antrag auf Anpassung der ORF-Gebühren für die nächsten fünf Jahre stellen. Das sieht das ORF-Gesetz vor. Ausgearbeitet hat er ihn gemeinsam mit Roland Weißmann, der im August vom ORF-Stiftungsrat mit breiter Mehrheit zum neuen ORF-Chef bestellt wurde.

ORF will acht Prozent mehr

Wie hoch die Steigerung der GIS ausfallen soll, sagten Wrabetz und Weißmann am Montag vor Journalisten: Geht es nach ihren Plänen, könnten die Gebühren um acht Prozent erhöht werden, der STANDARD berichtete bereits darüber.

Das Programmentgelt würde somit von 17,21 Euro auf etwa 18,60 Euro pro Monat und Haushalt wachsen. Bei einer prognostizierten Inflation von zehn Prozent bis 2026 fiele die Erhöhung sehr moderat und "unter dem gesetzlichen Rahmen aus", so Wrabetz: "Das sind pro Tag fünf Cent mehr."

Wie die GIS-Gebühren steigen könnten.
Grafik: STANDARD

Nach einer Prüfung durch die Medienbehörde könnte die Erhöhung mit 1. März 2022 in Kraft treten, hoffen Wrabetz und vor allem Weißmann, der dann für den ORF verantwortlich ist. Laut Wrabetz würde der ORF so im kommenden Jahr 20 Millionen Euro mehr lukrieren.

Der ORF nimmt derzeit rund 650 Millionen Euro aus der GIS ein, das sind zwei Drittel seines Budgets.

Digitalnovelle lässt auf sich warten

Wrabetz und Weißmann müssen ihre Gebührenpläne ohne eine unbekannte Variable kalkulieren: mögliche Zusatzeinnahmen für den ORF aus der Digitalnovelle. Eine Änderung des ORF-Gesetzes soll laut türkis-grüner Regierung im Laufe des Jahres 2022 kommen und könnte die Streaming-Lücke schließen.

Bisher sind Zuseher, die ORF-Angebote via Stream verfolgen, von der GIS-Pflicht ausgenommen. Das sind vor allem immer mehr junge Leute. "Wir müssen schauen, dass die Lücke nicht weiter aufgeht", sagt Wrabetz: "Wir kämpfen um jeden Gebührenzahler der Zukunft."

Was auch kommen könnte: Ein Teil der Produktionen des ORF-Players oder Inhalte aus der ORF-TVthek sollen mit einer Registrierungsschranke versehen werden. Erst die Eingabe eines GIS-Codes soll sie für alle Endgeräte verfügbar machen.

Andocken bei ARD und ZDF

Der ORF-Player ist das zentrale digitale Zukunftsprojekt und ist als Drehscheibe für Kanäle wie Nachrichten, Sport, Livestreams oder Zuseherbeteiligung konzipiert. Für eine Inbetriebnahme fehlen noch die gesetzlichen Rahmenbedingungen, um die der ORF seit Jahren im Digitalbereich ringt. Genauso wie für das Ende der Sieben-Tage-Regelung für Programmangebote der ORF-TVthek oder für das Produzieren von reinen Onlineinhalten.

Geht es nach Alexander Wrabetz, so möchte der ORF die Kooperation mit den öffentlich-rechtlichen Sendern Deutschlands noch weiter forcieren. So sollen etwa Produktionen der ARD- und ZDF-Mediatheken auch über die ORF-TVThek verfügbar gemacht werden und vice versa. Auch für dieses Vorhaben müsste das ORF-Gesetz adaptiert werden – und das dauert noch.

Nicht mehr so lange soll es bis zum Comeback des Satirikers Peter Klien im ORF dauern. Eine neue Version seiner Anfang des aktuellen Jahres abgesetzten Sendung Gute Nacht Österreich könnte Anfang des Jahres 2022 starten. Fix ist aber noch nichts, nur so viel: Derzeit gebe es Gespräche für die Wiederaufnahme. (Oliver Mark, 5.10.2021)