Der Versuch der Schadensbegrenzung. 550.000 Liter Öl traten bisher aus und belasten die Umwelt.

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Los Angeles – Tagelang wurde über die Ursache der Ölpest vor der kalifornischen Küste bei Los Angeles gerätselt – am Dienstag (Ortszeit) fanden Taucher einen ersten konkreten Hinweis. In einem Rohr einer circa 30 Kilometer langen Pipeline, die Ölplattformen im Pazifik mit der Küstenstadt Long Beach verbindet, klafft mindestens seit vergangenem Freitag ein über 30 Zentimeter langer Riss. Aus diesem dürften bisher an die 700.000 Liter Rohöl geflossen sein, die nun die maritime Tierwelt und einige der beliebtesten Strände bei Los Angeles verschmutzen.

Das Leck ist also gefunden, nicht aber die Ursache dafür. Die Szenerie vor Ort am Meeresgrund in 30 Meter Tiefe bleibt nämlich reichlich rätselhaft: Auf einer Länge von über einem Kilometer sei die mit Beton ummantelte und im Durchmesser rund 40 Zentimeter messende Rohrleitung verbogen – und eben an mindestens einer Stelle ist sie markant perforiert.

Wie eine "gespannte Bogensehne"

Die Pipeline verlaufe an jener Stelle nicht mehr gerade, sondern sehe wie eine "gespannte Bogensehne" aus, wurde der Chef der Pipeline-Betreiberfirma Amplify Energy Corporation, Martyn Willsher, in mehreren US-Medien zitiert. Teilweise liege die 41 Jahre alte Leitung, die eine Raffinerie an Land mit einer Förderplattform im Meer auf halber Strecke zwischen Los Angeles und der Pazifikinsel Santa Catalina verbindet, über 30 Meter versetzt neben der dafür vorgesehenen Linie.

Der TV-Sender CNN zitierte am Mittwoch aus einem ersten vorläufigen Regierungsbericht: Diesem zufolge könnte sich der Anker eines sehr großen Schiffs in der Leitung verfangen haben. Es gebe aber bisher keine Erkenntnisse über solche Schiffe zur fraglichen Zeit am fraglichen Ort, sagte Rebecca Ore, Chefin der US-Küstenwache im Sektor Los Angeles-Long Beach. Die Pipeline wurde mittlerweile auf Verlangen der städtischen Behörden abgeschaltet – zumindest vorerst.

Unterdessen arbeiten Experten und freiwillige Helfer der Millionenmetropole Los Angeles mit Hochdruck an der Beseitigung der Umweltschäden: Eine mehrere Kilometer lange Ölbarriere wurde an der Wasseroberfläche ausgelegt, zehntausende Liter Öl konnten bereits abgeschöpft und entsorgt werden. Ein Strandabschnitt von circa zehn Kilometer Länge wurde einem Bericht der Stadtverwaltung zufolge bereits gesäubert.

Großeinsatz von Helfern

Insgesamt sind mehrere Flugzeuge und Helikopter sowie zahlreiche Boote und hunderte Helfer auf den Stränden und vor der Küste der Metropole im Einsatz. Doch die momentan im Einsatz stehenden Kräfte reichen offenbar noch nicht aus: "Wir sehen noch immer große Mengen Öl vor der Küste von Huntington Beach und den meisten Teilen von Orange County", teilte die Stadt mit, man hoffe auf 1500 freiwillige Helfer an den Stränden. Zu Wochenbeginn hatte Gouverneur Gavio Newsom für das Orange County den Notstand ausgerufen.

Die Ölpest bereitet auch Naturschützern große Sorge: Der berühmte Channel-Islands-Nationalpark liegt nur rund 150 Kilometer vom Ort der leckgeschlagenen Pipeline entfernt. (gian, 6.10.2021)