Für Getränkedosen bis zu 0,5 Liter soll die Mehrwegquote offenbar nicht gelten.

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Wien – Mehrwegquoten und Pfand auf Einwegplastikflaschen und Aludosen – das sind die beiden Gebinde, um die sich die Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes dreht, die am Freitag erwartet wird. Dem Vernehmen nach kommt die von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) gewünschte Mehrwegquote für Plastikflaschen und Aludosen.

Allerdings mit einer weitreichenden Einschränkung: Erst Gebinde größer als 0,5 Liter sollen davon erfasst sein. Das käme de facto einer Befreiung für Handelsunternehmen und die dahinter stehenden Getränkedosenabfüller wie Red Bull gleich, sagen mit der Materie vertraute Handelsexperten. Verkauft ein Supermarkt überwiegend Getränke in Einweg-Aludosen, würde er die Mehrwegquote trotzdem erfüllen.

Höherer Rücklauf

Die Quotenregelung ist nicht zu verwechseln mit dem Pfand auf Einweggebinde aus Plastik und Alu, das in Österreich ab 2024 eingehoben werden soll. Mit diesem Preisaufschlag nach deutschem Vorbild soll die Rücklaufquote für PET- und Alu-Einwegflaschen erhöht werden. Mindestens 77 Prozent der Flaschen sollen laut EU-Richtlinie 2025 gesammelt und recycelt werden, mindestens 90 Prozent im Jahr 2029.

Mit dem Einwegpfand haben sich insbesondere die in Österreich aktiven deutschen Handelsketten Rewe, Hofer und Lidl längst abgefunden, ist dies doch einfacher als ein Mehrwegsystem nach Vorbild der Bierflaschen. Nicht geklärt ist, wem der Erlös aus dem gesammelten Rohstoff, das Recyclat, gehört. Der Handel beansprucht einen Teil für sich – und will auch beim "Pfandschlupf" zulangen. So nennt man das für nicht retourniertes Leergut einbehaltene Pfand, das derzeit bei den Herstellern landet.

Hartes Tauziehen

Rewe, Hofer und Lidl haben erst jüngst einhellig bekundet, PET-Flasche und Dosen freiwillig zurücknehmen zu wollen, zumindest auf Geschäftsflächen, die größer als 400 Quadratmeter sind. Auch der Recycler ARA, langjähriger Gegner des Einwegpfands, findet sich nun in den Reihen der Befürworter wieder. Kleine selbstständige Kaufleute laufen Sturm dagegen. Sie fühlen sich von großen Konzernen ins Abseits gedrängt und mit den Kosten allein gelassen. (Luise Ungerboeck, 6.10.2021)