In Wien gab es im vergangenen Jahr 9,1 Wohnungsbewilligungen pro 1.000 Einwohner, die Bundeshauptstadt liegt damit österreichweit an der Spitze.

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Die Wohnungsproduktion in Österreich wird immer seltener über die Wohnbauförderung der Länder finanziert: Dieser bereits langanhaltende Trend hat sich auch im Jahr 2020 weiter fortgesetzt, zeigt eine Analyse des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) für den WKO-Fachverband Steine-Keramik.

Mit rund 78.500 baubewilligten Wohneinheiten wurde im Jahr 2020 in Österreich neuerlich einer der höchsten Werte der letzten Jahrzehnte erreicht. Das Allzeithoch von 2017 mit 84.500 Einheiten (nach IIBW-Berechnung, inklusive geschätzten Zahlen u.a. für Wiener Dachgeschoßausbauten) sowie der nur geringfügig niedrigere Wert von 2019 wurden zwar nicht ganz erreicht, doch "der Höhenflug ist damit weitergegangen", wie es in einer Aussendung heißt. Trotz Corona.

Rekord bei Einfamilienhäusern

Oder vielleicht auch wegen Corona: Die fast 20.000 im Vorjahr baubewilligten Einfamilienhäuser stellen nämlich den höchsten Wert seit Anfang der 1980er-Jahre dar. Doch auch der Bau von Miet- und Eigentumswohnungen lief erstaunlich gut. Mit rund 20.000 bewilligten Mietwohnungen lag man 2020 deutlich über dem langjährigen Durchschnitt, ebenso bei den Eigentumswohnungen mit etwa 22.500 baubewilligten Einheiten.

Österreichweit gab es im vergangenen Jahr 7,0 Wohnungsbewilligungen pro 1.000 Einwohner (neue Wohnungen in neuen Wohngebäuden). An der Spitze lagen Wien mit 9,1, Vorarlberg mit 8,6 und die Steiermark mit 8,4 Einheiten pro 1.000 Einwohner.

Viele bauen ohne Förderung

Die Wohnbauförderung gerät hingegen immer mehr ins Hintertreffen. Mit 2,07 Milliarden Euro lagen die Förderausgaben um zwölf Prozent unter dem zehnjährigen Durchschnitt und somit auf dem Niveau der frühen 1990er-Jahre.In Summe gab es 2020 österreichweit Förderzusicherungen für 24.300 Wohneinheiten, davon 20.000 im großvolumigen Bereich und 4.300 bei Eigenheimen. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Rückgang um fünf Prozent, im zehnjährigen Durchschnitt sogar ein Minus von 13 Prozent.

Der Förderungsdurchsatz bei Eigenheimen lag bei nur noch 20 Prozent, das heißt, nur noch jedes fünfte Einfamilienhaus, das baubewilligt wurde, wird auch mit Wohnbauförderung errichtet. Bei den Geschoßwohnungen lag das Verhältnis von Förderungszusicherungen zu Baubewilligungen Anfang der 2000er-Jahre noch bei 80 bis 90 Prozent, mittlerweile ist es auch in diesem Segment auf 50 Prozent gefallen.

Sanierungsrate zu niedrig

Die Sanierungsrate liegt zurzeit bei 1,5 Prozent, zur Erreichung der Klimaziele wäre eine Verdoppelung notwendig, weiß Wolfgang Amann vom IIBW. Immerhin wurden 2020 für 19.100 Eigenheim-Sanierungsprojekte Förderungszusicherungen erteilt, im Geschoßwohnbau waren es 40.000.

Robert Schmid, Obmann des WKO-Fachverbands Steine-Keramik, weist auf die Hebelwirkung für den Klimaschutz hin: "Insbesondere Sanierungsförderungen tragen dazu bei, den Energieverbrauch im Gebäudesektor langfristig zu reduzieren, und können somit ein wesentlicher Baustein zum Erreichen der Klimaziele sein." Die zur Verfügung gestellte Sanierungsförderung sei aber nur ein erster Schritt, "nun braucht es auch eine Charmeoffensive, damit die Gelder abgeholt werden. Die Gesellschaft muss von der Notwendigkeit überzeugt sein." Sinnvoll wäre, vorher den energetischen Bedarf von Gebäuden zu optimieren, sagt Schmid. "Denn jede nicht verbrauchte Energie ist ein Gewinn für den Klimaschutz." (Martin Putschögl, 7.10.2021)