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Tina Turner hat ihre Songrechte verkauft, an den Musikverlag BMG.

Foto: Reuters

Über die Beweggründe lässt sich nur spekulieren. Doch wenn sich jemand im hohen Alter daranmacht, Vermögenswerte zu veräußern, hat das den Charakter dessen, die irdischen Dinge ordnen zu wollen. Die 81-jährige Sängerin Tina Turner hat nun ihre Songrechte für einen nicht genannten Betrag an das Musikunternehmen BMG verkauft.

Es soll sich um ein umfangreiches Portfolio an Rechten handeln, zu dem Künstler- und Autorenanteile plus diverse Bild- und Namensrechte zählen. Turner hat immerhin über hundert Millionen Alben verkauft, war ein Superstar der 1980er- und 1990er-Jahre.

Ein Leben als Drama

Sie folgt mit dieser Entscheidung Leuten wie Bob Dylan, Neil Young, Paul Simon oder der Gruppe Blondie, die ihre Rechte in den letzten beiden Jahren ebenfalls um kolportierte Millionenbeträge an Musikverlage abgetreten hatten.

Turner lebt seit Jahren in der Schweiz, seit 2013 besitzt sie dort die Staatsbürgerschaft. Sie ist mit dem früheren deutschen Musikmanager Erwin Bach verheiratet, die beiden sind seit 1986 ein Paar. 2017 spendete er ihr eine Niere, im Jahr davor hatte sie sich einer Darmkrebsoperation unterzogen, 2018 beging ihr erstgeborener Sohn Suizid: Dramen prägen Turners Biografie bis ins Alter.

Als Anna Mae Bullock am 26. November 1939 im US-Bundesstaat Tennessee in ärmlichen Verhältnissen geboren, lernte sie als Teenager Ike Turner kennen und wurde Mitglied in dessen Rhythm-and-Blues-Revue – und seine Frau. Gemeinsam galten sie als einer der heißesten Liveacts der Sixties, waren immens populär. Doch Ike war ein Schläger und Vergewaltiger, Tina jahrelang sein Opfer.

Dick Schminke

Oft musste sie dick Schminke tragen, um die Spuren seiner Schläge zu kaschieren. 1976 trennte sie sich von ihm und stand vor dem Nichts, besaß nur ihren Namen: Tina Turner. Es folgten Jahre, in denen sie putzen ging, um sich und ihre vier Kinder – zwei davon adoptiert – durchzubringen.

Doch der Musikproduzent John Carter glaubte an sie und führte sie in den frühen 1980ern in rockige Gefilde, wo sie mit Songs wie Private Dancer, Simply the Best oder What’s Love Got to Do with It zum Superstar wurde. Vielen Frauen gilt sie als Role-Model, weil sie nie aufgegeben und sich im Musikgeschäft durchgesetzt hat wie wenige andere.

2000 setzte sie sich zur Ruhe. Ihre Musik empfand sie als Arbeit, nun, sagte sie, würde sie das Leben genießen, der Ruhestand sei die Belohnung für 40 Jahre Schinderei. Den 2007 verstorbenen Ike sah sie nie wieder. (Karl Fluch, 7.10.2021)