Was für ein Tag! Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit: Es sind schwerwiegende Vorwürfe, die da von der WKStA gegen Sebastian Kurz und andere erhoben wurden. Der Kanzler war dazu Mittwochabend im "ZiB 2"-Studio bei Martin Thür und gab sich dort recht empört darüber, was ihm da gerade passiert.

Aber man merkt ihm an, ganz wohl scheint er sich in seiner Haut an diesem Abend nicht zu fühlen, er wirkte schon souveräner. Immer wieder verweist er auf die Unschuldsvermutung fragt fast schon beleidigt, warum an jedem Unrecht immer er schuld sein soll. Er kann sich nicht erklären, warum er verantwortlich gewesen sein soll.

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Martin Thür macht seinen Job gut, fragt immer wieder nach, konfrontiert Kurz mit den SMS- und Chatnachrichten. Dafür erntet er von Kurz immer wieder die Floskel "Entschuldigung, bei allem Respekt ..." und den Hinweis, dass er in der Anordnung zur Hausdurchsuchung zur "zentralen Person stilisiert" werde. Die Vorwürfe seien nicht gegen ihn zu richten, er selbst sei dafür nicht verantwortlich. Es gebe keinen Hinweis darauf, dass er in die Inseratenvergabe des Finanzministeriums im Jahr 2016 involviert gewesen sei. Er sei damals weder ÖVP-Obmann noch Bundeskanzler, sondern Außenminister gewesen. Schuld seien also die anderen, wenn die Vorwürfe stimmen sollten. Und Kanzler bleibt er "selbstverständlich".

Nach dem Gespräch liefert Analyst Peter Filzmaier wieder einmal ein rhetorisches Gustostückerl. Wenn die Vorwürfe stimmen, dann sei Ibiza im Vergleich dazu eine kleine Insel im Mittelmeer. Hier handle es sich um sehr konkrete, sehr schwerwiegende strafrechtliche Tatbestände. (Astrid Ebenführer, 7.10.2021)