Die Regierung verteidigt den Einsatz der Xavier-Roboter damit, dass sie zwar die Bevölkerung warnen würden – zumindest in der Testphase komme es aber zu keinen Strafen.

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Singapur testet autonome Roboter, die über die Straßen wachen sollen. Dabei soll "ungewolltes gesellschaftliches Verhalten" identifiziert werden – und Warnungen ausgesprochen werden, wie der "Guardian" berichtet. Eine Frau, mit der das Medium sprach und die eine Patrouille einer solchen Maschine live miterlebte, fühlte sich an eine "dystopische Welt von Robotern" erinnert. Die erste, dreiwöchige Testphase fand im September statt. Dafür fuhren die sogenannten Xavier-Roboter durch eine Wohnsiedlung und ein Einkaufszentrum.

Die Roboter sind mit Reifen und sieben Kameras ausgestattet. Diese sollen Übertretungen automatisch erkennen. Beispielsweise handelt es sich dabei um Rauchen an unerlaubten Orten, falsch geparkte Fahrräder oder die Nichteinhaltung von Abstandsregeln, die aufgrund der Pandemie herrschen. Etwa war ein Roboter vor einigen älteren Bewohnern einer Siedlung stehen geblieben, die gerade Schach spielten, und hatte sie darauf hingewiesen, dass sie einen Meter Abstand halten müssten.

Überwachungskameras und Gesichtserkennung

Singapur verwandelt sich immer mehr zum Überwachungsstaat. So werden vielfach Kameras im öffentlichen Raum eingesetzt, aktuellen Zahlen zufolge sollen es 90.000 sein, bei einer Bevölkerung von rund 5,5 Millionen. Bis 2030 soll sich die Zahl der Geräte verdoppeln. Zusätzlich experimentiert die Regierung mit Straßenlichtern, die mit Gesichterkennungstechnologie ausgestattet ist. Für Kritik sorgte zudem, dass Daten, die zum Contact-Tracing im Zuge der Corona-Pandemie gespeichert wurden, von Strafverfolgungsbehörden genutzt wurden. Nach einem massiven internationalen Aufschrei wurde ein Gesetz eingeführt, das die Verwendung dieser Daten einschränkt. Insgesamt gibt es Datenschützern zufolge aber zu wenige rechtlich verankerte Einschränkungen, um die Privatsphäre der Bevölkerung zu wahren.

Die Regierung verteidigt den Einsatz der Xavier-Roboter damit, dass sie zwar die Bevölkerung warnen würden – zumindest in der Testphase gebe es aber keine Strafen. Ihr Einsatz sei wegen des Problems des Arbeitskräftemangels in der alternden Bevölkerung notwendig. Daher sollen die Roboter menschliche Polizeikräfte unterstützen. (red, 7.10.2021)