Die neue Malaria-Impfung könnte zehntausende Kinderleben, vor allem in Afrika, retten.

Foto: imago/ZUMA Press

Malaria ist eine der ältesten bekannten Infektionskrankheiten und auch eine der tödlichsten. Jetzt gibt es erstmals eine effiziente Waffe dagegen – denn die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt erstmals die breite Anwendung eines Impfstoffes gegen Malaria. Dieser soll das Leben zehntausender Kleinkinder jährlich retten.

Kinder in Afrika südlich der Sahara und in anderen Malaria-Regionen sollen das Vakzin RTS,S bekommen, hieß es am Mittwoch von der UN-Behörde in Genf. "Dies ist ein historischer Moment", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Zusammen mit bisherigen Präventionsmaßnahmen könnten nun jährlich zehntausende junge Leben gerettet werden.

Pedro Alonso, Direktor des globalen Malaria-Programms der WHO, bezeichnete die neue Impfung als historische Entwicklung – die erste, die überhaupt jemals gegen eine Parasitenkrankheit entwickelt wurde: "Aus Wissenschaftssicht ist das ein Riesenschritt." Immerhin suche man bereits seit hundert Jahren nach einer Malariaimpfung. Jetzt habe man eine, die sicher ist, relativ effektiv und zur Verteilung bereitsteht.

Pilotversuche mit rund 800.000 Kindern in Ghana, Kenia und Malawi haben zu der Empfehlung geführt. Tödliche Krankheitsverläufe sind unter den geimpften Kindern laut der WHO um 30 Prozent zurückgegangen. Das Vakzin sei sicher, betonte Tedros. Jedes Jahr gibt es rund 200 Millionen Malaria-Infektionen, überwiegend in Afrika. Viele Menschen stecken sich mehrmals im Jahr an. Und 400.000 Menschen sterben jedes Jahr an Malaria, 94 Prozent davon in Afrika. Besonders häufig betroffen: Kinder unter fünf Jahren.

23.000 Kinderleben retten

Eine Impfung gegen einen Parasiten zu entwickeln ist auch deshalb so schwierig, weil dieser wesentlich komplexer ist als ein Virus oder ein Bakterium. In klinischen Studien zeigte die Impfung rund 50 Prozent Effektivität gegen schwere Malaria im ersten Jahr. Diese sinkt Richtung null Prozent nach vier Jahren. Die Studien haben auch nicht die direkte Einwirkung auf die Todesrate gemessen. Deshalb stellten einige Experten die Frage, ob die Impfinvestition sinnvoll sei in Ländern mit unzähligen anderen gesundheitlichen Problemen.

Aber schwere Malaria ist für die Hälfte aller Malaria-Todesfälle verantwortlich. "Diese Zahlen sind ein verlässlicher Mortalitätsindikator. Ich erwarte, dass wir die Wirkung der Impfung bald sehen", entgegnete Mary Hamel dieser Kritik. Sie leitet das Implementierungsprogramm der Malaria-Impfung bei der WHO.

In einer Modellierung wurde darüber hinaus berechnet, dass das Vakzin 5,4 Millionen Fälle pro Jahr verhindern könne. Bei Kindern unter fünf Jahren rechnet man mit 23.000 Todesfällen weniger.

Infektion durch Mückenstich

Malaria wird durch Plasmodium-Parasiten ausgelöst, die durch infizierte Mücken auf Menschen übertragen werden. Infizierte bekommen oft Fieber und Schüttelfrost und leiden an Übelkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen und Müdigkeit. Dazu kommt, dass Personen sich auch mehrmals infizieren können. In vielen Gegenden von Subsahara-Afrika erkranken Kinder, auch wenn sie unter einem Mosqutio-Netz schlafen, durchschnittlich sechsmal pro Jahr an Malaria.

Bei schweren Verläufen kommen unter anderem Atemnot, Krämpfe und Blutungen hinzu, die meisten schwer betroffenen Menschen sterben ohne ärztliche Behandlung. Und auch wenn Betroffene nicht sterben, kann die wiederholte Belastung des Immunsystems sie langfristig schwächen, andere Pathogene können ihnen gefährlich werden.

Vor rund 20 Jahren wurde der Schutz vor Mückenstichen in Malaria-Gebieten intensiviert, unter anderem durch den Einsatz von Moskitonetzen für die Nacht, die mit Insektiziden behandelt sind. Dadurch gingen die Infektionszahlen zurück. Seit ein paar Jahren stagnierten sie aber. Seit 2019 laufen die Pilotversuche mit dem Impfstoff in Afrika.

Der neue Impfstoff wirkt gegen den tödlichsten mehrerer Malaria-Parasiten, Plasmodium falciparum, der in Afrika am weitesten verbreitet ist. Entwickelt wurde er vom britischen Pharmaunternehmen Glaxo Smith Kline. Unterstützt wurde das Unternehmen von der Malaria-Impfstoff-Initiative der gemeinnützigen Organisation PATH. (APA, kru, 7.10.2021)