Den richtigen Lehrberuf zu finden ist nicht immer einfach. Talente-Checks und berufspraktische Tage können helfen.

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Im Herbst haben wieder mehr Personen eine Lehre angefangen nach dem pandemiebedingten Rückgang: Die Zahl der Lehranfänger in den Ausbildungsbetrieben stieg mit Stichtag 30. September auf 30.263, ein Plus zum Vorjahr von 4,4 Prozent. Ende August gab es hier noch ein Minus von 0,7 Prozent.

Das Image der Lehre sei deutlich im Aufwind, auch dank Berufsmeisterschaften wie den Euro Skills, wo zuletzt in Graz ein Medaillenrekord für Österreich geholt worden sei, sagt Mariana Kühnel, stellvertretende Generalsekretärin der Wirtschaftskammer.

Auch in den Gesamtzahlen erweise sich der Lehrstellenmarkt als überaus stabil: Mit 101.560 Lehrlingen in Ausbildungsbetrieben über alle Lehrjahre sei gegenüber dem Vorjahr "fast eine Punktlandung" gelungen. 2020 waren es 101.676, das bedeutet gemessen an der Gesamtzahl einen minimalen Rückgang von 0,1 Prozent.

Österreichweit gebe es trotzdem weiterhin einen großen Überhang an unbesetzten Lehrstellen. "Die Ausbildungsbetriebe würden gerne noch mehr Lehrlinge ausbilden, es mangelt aber vielerorts an geeigneten Bewerbern", klagt Kühnel.

Den Richtigen finden

Aber auch für Jugendliche ist es nicht immer einfach, aus der Vielzahl an unterschiedlichen Lehrberufen den richtigen zu wählen und dann auch eine passende Lehrstelle zu finden. In Österreich gibt es mehr als 200 verschiedene Lehrberufe. Mit einem Anteil von 22 Prozent ist der Lehrberuf Einzelhandelskauffrau der beliebteste Beruf bei den weiblichen Lehrlingen, an zweiter Stelle mit knapp zehn Prozent folgt der Lehrberuf Bürokauffrau. Bei den Burschen steht mit 13 Prozent der Lehrberuf Metalltechnik an erster Stelle, mit zwölf Prozent folgt der Beruf Elektrotechnik.

Damit Jugendliche den für sie passenden Beruf wählen, können Talente-Checks und Potenzialanalysen den ausschlaggebenden Input zur Orientierung geben, betonte die Initiative Zukunft.Lehre.Österreich (z.l.ö.) bei einer Pressekonferenz am Montag. Das praktische Erleben von verschiedenen Berufen sei ein weiterer wichtiger Schritt, damit Jugendliche den Beruf finden, der zu ihnen passt.

Die branchenübergreifende Initiative z.l.ö. hat sich zum Ziel gesetzt, die Vorteile und Chancen einer Lehre besser sichtbar zu machen. Getragen wird die Initiative von mehr als 150 Mitgliedsbetrieben, die über 100.000 Mitarbeiter beschäftigen und tausende Lehrlinge ausbilden. Die Initiative fordert einmal mehr, dass alle Jugendlichen in Österreich die Möglichkeit haben, Talente-Checks und Potzenzialanalysen im Rahmen der schulischen Bildungs- und Berufsorientierung machen zu können, unabhängig von ihrem gewählten Schulzweig.

Früh beginnen

Luft nach oben gebe es vor allem an den allgemeinbildenden Höheren Schulen. Bildungs- und Berufsorientierung sollte auch dort wie an Mittelschulen schon jetzt üblich als eigenes Unterrichtsfach angeboten werden, lautet der Wunsch der Initiative z.l.ö. Deren Geschäftsführer Mario Derntl ergänzt: "Es ist nicht der Sinn und Zweck von Talente-Checks, mehr Schüler in eine Lehre zu drängen." Es gehe vielmehr darum, frühzeitig seine Talente zu erkennen.

Auch das Arbeitsmarktservice (AMS) hat sein Spezialthema zum Arbeitsmarkt in diesem Monat den Lehrlingen gewidmet. Heuer meldeten sich wieder mehr Lehrstellensuchende beim AMS als im Krisenjahr 2020, insgesamt blieben die Zugänge aber noch unterhalb des Vorkrisenwerts. Ende September waren 7319 Personen lehrstellensuchend und 11.079 sofort verfügbare offene Lehrstellen beim AMS gemeldet.

Ein AMS-Tipp an künftige Lehrlinge: Man sollte möglichst schon zu Jahresbeginn anfangen zu suchen, auch wenn das Ausbildungsverhältnis erst im Herbst angetreten werden kann – vor allem, wenn ein bestimmter Wunschberuf und dieser in Wohnortnähe gesucht wird. Wer sich erst nach Schulschluss nach einer Lehrstelle umsehe, müsse mit mehr Konkurrenz rechnen. (APA, red, 8.10.2021)