Tiny House, oder doch eher Gefängniszelle?

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Wer auf Wohnungssuche ist, findet meist nicht die perfekte Wohnung, dafür aber manche Skurrilität: Eine Freundin hat einmal eine Wohnung besichtigt, bei der sich erst während der Besichtigung herausstellte, dass sie keine Küche (und auch keinen Platz dafür) hatte – aber immerhin eine klitzekleine Mikrowelle. Die Maklerin meinte nur lapidar, dass die Vormieter sich mit der Pizzeria im Erdgeschoß einen guten Deal ausgehandelt hatten. Meine Freundin mag Pizza. Aber die Wohnung mochte sie nicht.

Es geht noch dreister, wie unlängst ein Wohnungsinserat zeigte, das aufgeregt auf Twitter herumgereicht wurde. Ein – Achtung, Trendwort! – Tiny House wurde in Düsseldorf um schlappe 500 Euro pro Monat feilgeboten. Wer dabei Assoziationen mit stylishen Hütten in unberührter Natur hat, muss enttäuscht werden: In Wahrheit handelte es sich um einen 15 Quadratmeter kleinen Container, mit Stockbett, Nasszelle, ein paar Billigmöbeln und einer Küchenzeile. Er erinnert frappant an eine Gefängniszelle. Dazu passt auch dieser vielversprechende Satz im Inserat: "Das Grundstück ist eingezäunt und kameraüberwacht." Falls die Flucht dennoch gelingt: Die Immobilie ist immerhin "verkehrsgünstig" gelegen, nämlich zum Beispiel mit guter Verkehrsanbindung zur Autobahn. Hoffentlich ist der Container gut gedämmt. Nach mittelschwerem Shitstorm dürfte das Inserat noch einmal überarbeitet worden sein. Das "Tiny House" ist aus dem Text verschwunden. Mittlerweile wird das Ding Wohncontainer genannt – und ist online nicht mehr verfügbar.

Ob sich dafür wirklich eine Bewohnerin, ein Bewohner gefunden hat? Es ist nicht zu hoffen. Ich persönlich würde da ja doch lieber die Wohnung ohne Küche nehmen. Und jeden Tag Pizza essen. (Franziska Zoidl, 8.10.2021)