Giorgia Meloni ist die Chefin der Postfaschisten. Die Fratelli wurden vorerst stärkste Partei bei den kürzlich geschlagenen Wahlen in Rom – bald folgt die Stichwahl.

Foto: EPA/Riccardo Antimiani

Rom – Der vergangene Woche aufgeflogene Skandal um eine sogenannte "schwarze Lobby", die die Wahlkampagne von Italiens oppositioneller postfaschistischer Partei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens, FdI) finanziert haben soll, zieht weitere Kreise. Die Mailänder Staatsanwaltschaft prüft das gesamte Filmmaterial, das das Nachrichtenportal Fanpage im Rahmen einer dreijährigen Reportage in der neofaschistischen Szene Italiens gesammelt hat.

Das Videomaterial kreist um den als "schwarzen Baron" bekannten Rechtspolitiker Roberto Jonghi Lavarini, der angeblich Schwarzgelder für die Wahlkampagne der Partei von Giorgia Meloni für die Bürgermeisterwahlen aufgetrieben haben soll. Laut jüngsten Umfragen ist die FdI, die einzige Oppositionspartei im italienischen Parlament, Italiens stärkste Einzelpartei.

Verherrlichung des Faschismus

Im Rahmen der Justizermittlungen wurde der EU-Abgeordnete Carlo Fidanza vernommen, der ebenfalls in den Sog der Ermittlungen geraten ist. Der Vorwurf lautet auch auf Verherrlichung des Faschismus. Fidanza wurde nach Auffliegen des Skandals vergangene Woche von allen Ämtern in seiner Partei suspendiert.

Ein verdeckter Reporter von Fanpage hatte in den vergangenen Wochen ranghohe Funktionäre der Partei dabei gefilmt, wie sie über Tricks zur Geldwäsche illegaler Parteispenden sprachen und faschistische Parolen von sich gaben. Fidanza versicherte jedoch, er habe nie illegale Parteispenden angenommen. Parteichefin Meloni verlangte die Übergabe der gesamten Aufnahmen von Fanpage und äußerte die Vermutung, die Enthüllung habe das erwartet gute Abschneiden ihrer Partei bei den Kommunalwahlen vom vergangenen Sonntag und Montag beeinträchtigen sollen.

Rund zwölf Millionen Italiener waren am vergangenen Wochenende aufgerufen, in 1300 Städten und Gemeinden Bürgermeister und Lokalparlamente neu zu bestimmen. Die Rechtsparteien hatten nicht so gut abgeschnitten, wie sie sich erhofft hatte. Der Mitte-Rechts-Kandidat für den Bürgermeisterposten in Rom, Enrico Michetti, der aus den Reihen der Fratelli d'Italia stammt, eroberte 30 Prozent der Stimmen und sicherte sich die Kandidatur bei den Stichwahlen am 17. und 18. Oktober gegen den sozialdemokratischen Rivalen, Ex-Wirtschaftsminister Roberto Gualtieri. (APA, 9.10.2021)