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Als Mitte September das Urteil im Rechtsstreit zwischen Apple und dem Spielehersteller Epic Games bekannt wurde, schien bei oberflächlicher Betrachtung das Ergebnis klar: Während Epic-Chef Tim Sweeney sich öffentlich enttäuscht über den Ausgang zeigte, sprach Apple wörtlich von einem "gewaltigen Sieg".

Es geht ums Geld

Eine Einschätzung, die allerdings schon damals für Verwunderung unter Beobachtern sorgte. Betrachtete man das Urteil nämlich im Detail, so wurden zwar tatsächlich die meisten Beschwerdepunkte abgelehnt, in einem Punkt hat Apple aber eine für das Unternehmen unerfreuliche Niederlage erlitten. Die Richterin verurteilte den iPhone-Hersteller dazu, die Verlinkung von alternativen Bezahlsystemen zuzulassen. Genau das wollte Apple bisher aber mit aller Macht verhindern, immerhin ist diese Exklusivität einer der zentralen Gründe dafür, dass der App Store ein äußerst einträgliches Geschäft für das Unternehmen bildet.

Angesichts dieser nahenden Perspektive – die neuen Regeln hätten ursprünglich bereits im Dezember greifen sollen – hat sich Apple nun also doch zu einem Einspruch entschlossen, berichtet CNBC. Darin richtet man sich konkret gegen die erwähnte Passage. So heißt es etwa, dass "Links und Knöpfe auf alternative Bezahlmethoden", wie es die Richterin formuliert hatte, ein zusätzliches Risiko für iPhone-User bilden würden. Wer eine iOS-App verwende, gehe davon aus, dass er diesen mit seinen persönlichen Daten vertrauen könne, das wäre bei einer externen Verlinkung nicht mehr zu garantieren.

Große Worte

Trete das Urteil wie gefordert in Kraft, könnte man die Nutzer nicht mehr vor Betrug schützen, geht Apple sogar noch weiter. Es würde der "sorgsam gepflegten Balance" zwischen Entwicklern und Nutzern im App Store "irreparablen Schaden" zufügen. Entsprechend wird die Richterin auch aufgefordert die betreffende Anordnung bis zu einem endgültigen Urteil auszusetzen.

Ausblick

Unabhängig davon, ob das Gericht diesem Ansuchen Apples nachkommt, klar ist, dass der Streit zwischen Apple und Epic die Techwelt noch etwas länger begleiten wird. So hat der Spielehersteller bereits direkt nach Verlautbarung des Urteils selbst Einspruch dagegen erhoben. Die nächste Anhörung in dieser Causa soll bereits Anfang Dezember folgen. Dazu kommt, dass ähnliche Fragen auch noch in anderen Ländern verhandelt sowie von Wettbewerbshütern untersucht werden.

Klar ist aber auch, dass Epic sein zentrales Ziel nicht erreicht hat: Nämlich sein Spiel Fortnite wieder in den App Store zu bekommen, ohne sich den Auflagen von Apple beugen zu müssen. In einem Schreiben hat der iPhone-Hersteller schon vor Wochen klar gemacht, dass man jegliche Gesuche von Epic erst nach dem Abschluss des vollständigen Instanzenweges in Erwägung ziehen werde – und das kann Jahre dauern. (apo, 9.10.2021)