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Für eine Zusammenarbeit müssen beide wollen. Derzeit tut das aber nur eine Seite.

Foto: DADO RUVIC / REUTERS

Im Vergleich zu aktuellen Messengern können klassische SMS ziemlich wenig, auch die Sicherheit lässt mehr als zu wünschen übrig. Einen nicht ganz unwichtigen Vorteil haben sie allerdings: Hinter SMS steht ein unabhängiger Standard, der plattformübergreifend funktioniert. Versuche mit RCS (Rich Communication Services) einen modernen Nachfolger zu etablieren, gibt es schon länger. Doch erst in jüngerer Vergangenheit ist Schwung in die Angelegenheit gekommen.

Android: Check!

Mittlerweile sind auf dem allergrößten Teil neuer Android-Smartphones Textnachrichten-Apps vorinstalliert, die RCS beherrschen. Zu verdanken ist das vor allem dem Engagement von Google, das sowohl wichtige Hardwarehersteller wie Samsung als auch große (US-)Provider dazu gebracht hat, auf Eigenlösungen zu verzichten. Verwenden beide Seiten die Android Messages-App erfolgt die Nachrichtenübertragung mittlerweile sogar Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Damit sieht es so aus als hätte man für die Android-Welt eine Art automatisches Upgrade für die alte SMS gefunden, und zwar eines, das nicht nur erheblich mehr Funktionen bietet sondern auch sicherer ist. Oder wenn man so will auch eine Art iMessage-Pendant für Android.

Apple???

Doch genau das beschreibt auch gut, woran es derzeit noch mangelt, um das volle Potential von RCS zu entfalten: Dem Support von Apple. Der iPhone-Hersteller verweigert sich dem neueren Standard nämlich, da man lieber auf das eigene iMessage setzt.

Angesichts dessen hat nun Android-Chef Hiroshi Lockheimer dem Konkurrenten ein ungewöhnliches Angebot gemacht. Via Twitter ließ er verlauten, dass man gerne dazu bereit sei, Apple bei der Implementation von RCS zu helfen. Aus Nutzersicht wäre dies ein bedeutender Fortschritt. Bisher werden nämlich sämtliche von iMessage an Android-Nutzer abgeschickten Nachrichten in klassischer SMS- oder MMS-Form verschickt – und damit auch unverschlüsselt. Dass das ein Problem darstellt, zeigte erst unlängst der Hack der Firma Syniverse, durch den unbekannte Angreifer potentiell auf die Nachrichten von Milliarden Usern Zugriff hatten – und zwar über Jahre hinweg.

Realismus

Allzu große Hoffnungen, dass der iPhone-Hersteller dieses Angebot annimmt, sollte man sich allerdings nicht machen. Zeigen doch im Verfahren zwischen Apple und dem Spielehersteller Epic veröffentlichte Dokumente, dass schon die Exklusivität von iMessage für iOS eine strategische Entscheidung war. Demnach wurden Arbeiten an einer Android-Version eingestellt, da man befürchtete damit einen wichtigen Lock-In-Faktor auf die eigene Plattform zu verlieren. (Andreas Proschofsky, 9.10.2021)