Das Pixel 6 Pro wird natürlich mit Android 12 und dessen "Material You"-Design ausgeliefert.

Grafik: Google

Eigentlich sollte man meinen, dass es zu Googles nächstem Smartphone nicht mehr viel Neues zu berichten gibt. Sind doch in den letzten Wochen nicht nur sämtliche Eckdaten durchgesickert, selbst Preis und Verfügbarkeit scheinen mittlerweile weitgehend gesichert zu sein. Doch ein im Vorfeld viel diskutiertes Gerücht blieb bis zuletzt unbestätigt, das ändert sich nun.

Endlich fünf Jahre Updates

Pixel 6 und Pixel 6 Pro werden die ersten Android-Smartphones mit einem vollständigen Update-Versprechen von fünf Jahren. Dies geht aus einem Listing der beiden Geräte beim britischen Händler Carphone Warehouse hervor, das am Samstagnachmittag vom auf Leaks spezialisierten Journalisten Evan Blass geteilt wurde. Mittlerweile hat der Händler reagiert und die Seiten entfernt.

Schwarz auf Weiß auf der durchgesickerten Produktseite.
Screenshot: STANDARD

Damit macht Google auch gehörig Druck auf andere Android-Hersteller. Haben doch von diesen die meisten selbst bei ihren Topgeräten maximal drei Jahre Update geboten, erst in den letzten Monaten haben einige diesen Zeitraum auf vier Jahre ausgedehnt – zumindest bei Sicherheitsaktualisierungen. Unklar bleibt angesichts des Google-Listings allerdings noch, ob die fünf Jahre auch für große Versionssprünge gelten oder nur für Sicherheits-Updates gedacht sind.

Tensor

Ein Screenshot der gesamten Pixel 6 Pro Seite

Entsprechende Spekulationen waren im Vorfeld vor allem durch eine Änderung beim Pixel 6 (Pro) aufgekommen: Googles Wechsel auf einen Prozessor aus eigener Entwicklung namens Tensor. Immerhin ist bekannt, dass es der Chipsatz-Support von Qualcomm ist, der bisher in der Android-Welt einen bremsenden Faktor in dieser Hinsicht darstellt. Zudem soll das Pixel 6 mit einem Linux-Kernel 5.10 ausgestattet sein – und damit mit einer wesentlich neueren Generation als es bei anderen Smartphones des Jahres 2021 der Fall ist. Dessen offizieller Support endet im Dezember 2026, was natürlich ebenfalls zu dieser Entwicklung passt.

Apropos Tensor: Der Leak verrät auch in dieser Hinsicht Neues. So bewirbt Google den Chip wie zu erwarten vor allem mit seinen KI-Fähigkeiten und der Unterstützung für die "Computational Photography", mit der sich Pixel-Kameras oft von Geräten mit an sich stärkeren Kamerasensoren abgehoben haben. Dazu wird eine Optimierung auf lange Akkulaufzeit angegeben, beim Pixel 6 Pro ist eine durchschnittliche Laufzeit von 34 Stunden angegeben, wobei solche Angaben natürlich immer mit Vorsichtig zu genießen sind. Ebenfalls bestätigt werden USB-C-Schnellladen mit 30 Watt und drahtloses Schnellladen mit 21 bzw 23 Watt – je nach Modell. Bei der generellen Performance von Tensor wird lediglich relativ von einem Leistungszuwachs von 80 Prozent gesprochen – das aber im Vergleich zum vorjährigen Pixel 5, das keinen High-End-Chip hatte.

Erster Blick auf die Kamera

Doch noch einmal zur Kamera: Zeigt Google auf der Produktseite doch erstmals offizielle Demofotos der Bildqualität, die tatsächlich hervorragend aussehen – was anderes wäre bei einer Eigenwerbung aber auch nicht zu erwarten. Zu sehen ist etwa der 4x optische Zoom, der dem Pixel 6 Pro vorbehalten ist. Dieser soll dank Super Res Zoom noch bis zum Faktor 20 gute Aufnahmen bieten. Bei der Hauptkamera betont man vor allem, dass der Sensor erheblich größer ist, und somit um 150 Prozent mehr Licht als bei früheren Pixel-Generationen einfangen kann, was bessere Abendaufnahmen verspricht.

Magic Eraser
Screenshot: STANDARD
Eine weiter Kameraneuerung: Face Unblur.
Screenshot: STANDARD

Zu den neuen KI-Tricks der Kamera gehört ein Feature namens "Magic Eraser", das störende Objekte oder Personen aus Aufnahmen entfernen kann. Etwas ähnliches hatte Google bereits vor einigen Jahren auf der Entwicklerkonferenz I/O vorgezeigt. Bereits bekannt war eine weitere Neuerung namens Face Unblur: Das Pixel 6 nimmt für flotte Szenen parallel zu den üblichen Aufnahmen aus der Hauptkamera auch noch eine flinke Aufnahme mit der Ultraweitwinkelkamera auf, die dann bei verschwommenen Bildern einbezogen wird, um verschwommene Gesichter schärfer zu machen.

Bereits auf der diesjährigen I/O hatte Google einen anderen Fokus angekündigt: Nämlich dafür zu sorgen, dass die eigene Kamera besser mit unterschiedlichen Hautfarben besser zurecht kommt, und hier gerade bei Porträts mehr Details und Abstufungen erhalten.

Smarte Offline-Fähigkeiten

Zu den smarten Features, die sich durch den neuen Chip ergeben, gehören sonst noch verbesserte Offline-Fähigkeiten. So sollen künftig Bilder und Text in bis zu 55 Sprachen direkt am Gerät übersetzt werden können – also auch ohne Internetanbindung und Cloud-Verarbeitung.

Weitere Details zu Austattung und Preis wurden bereits an anderer Stelle ausführlich abgehandelt. Insofern hier nur im Schnelldurchlauf die wichtigsten Punkte: Das Pixel 6 soll einen 6,4 Zoll großen FHD+-Bildschirm mit 90 Hz haben. Das Pixel 6 Pro hingegen bekommt ein 6,7-Zoll-QHD+-Display mit bis zu 120 Hz. Dabei handelt es sich um ein LTPO-Panel, das zum Stromsparen auf bis zu 10 Hz reduziert werden kann. Als Preis werden in Europa 649 Euro für das Pixel 6 und 899 Euro für das Pixel 6 Pro jeweils mit 128 GB Speicherplatz erwartet, Ausführungen mit mehr lokalem Speicherplatz werden dann entsprechend teurer. Das RAM liegt bei 8 (Pixel 6) bzw. 12 GByte (Pixel 6 Pro).

Ungewohnter Einblick

Parallel dazu gab es noch einen zweiten Leak, und bei dem handelt es sich um den wohl ungewöhnlichsten der vergangenen Jahre. Ein offenbar für Arbeiter in den Fabriken oder Reparaturdienstleister gedachtes Video von Google ist durchgesickert, und und zeigt haarklein, wie ein Pixel 6 Pro zusammengebaut wird. Der Vorfall ist aber nicht nur wegen seines Timings – also noch vor dem offiziellen Launch-Event – verblüffend, generell sickern solche Videos sonst nicht an die Öffentlichkeit durch. Insofern sind die Clips alleine schon interessant, um zu sehen, wie komplex der Zusammenbau eines solchen Gerät ist.

Details

Neben dem generellen Amüsement über diesen Vorfall bietet das Video aber nur begrenzt neue Informationen. Wer will kann sich aber bestätigen lassen, dass der Akku einen Großteil des Gehäuses einnimmt und mit 5.003 mAh bzw 19,26 Wh spezifiziert ist. Ebenfalls zu sehen ist der Tripel-Kameraaufbau mit einer doch recht großen Hauptlinse. Apropos: Auf der Seite von Carphone Warehouse spricht Google vollmundig von neuen "Pro Level"-Kameralinsen.

Achtung vor der Musik.
fix

Bestätigt wird durch das Video ebenfalls, dass es Modelle mit und ohne mmWave-Unterstützung gibt. Dabei dürfte es sich um US-Modelle und jene für den Rest der Welt handeln, da etwa in Europa mmWave bisher keinerlei Rolle bei 5G-Support spielt. Eine ähnliche Trennung gab es schon im Vorjahr beim Pixel 5.

Suchspiel

Bei Google scheint dieser neue Leak hingegen weniger gut anzukommen. Jedenfalls wurden bereits mehrere Kopien davon von Youtube entfernt, sie tauchen aber auf der Plattform immer wieder auf, und lassen sich entsprechend leicht finden. (Andreas Proschofsky, 9.10.2021)