So wie vor Corona wird es in Büros wohl nicht mehr werden.

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Ein kompletter Gamechanger war die Pandemie für die Investmentbranche nicht. Darin waren sich bei der Veranstaltung Real Estate Circle vor kurzem alle Diskutanten auf dem Podium einig. Zwar hat Corona besonders in der Hotel- und Retail-Branche für Krisenstimmung gesorgt. Mittlerweile macht sich aber vorsichtiger Optimismus breit, dass es doch wieder bergauf geht.

Dabei begann die Pandemie für viele Investment-Experten durchaus aufregend: Bei der Deka Immobilien Investment war man am 11. März 2020 gerade dabei, einen Deal in Mailand abzuschließen, als die Pandemie plötzlich Fahrt aufnahm. Der Aufsichtsrat, erinnerte sich Victor Stoltenburg von der Deka, legte dann nahe, den Preis nachzuverhandeln. "Nach vielen Telefonaten war der Kaufpreis am Ende des Tages dann um zehn Prozent niedriger", berichtete er. "Und das Spiel haben wir weitergespielt." In der anfänglichen Unsicherheit gab es laut Stoltenburg ein Zeitfenster, in dem man Kaufpreise nachverhandeln konnte, "nach acht bis zehn Wochen ging das nicht mehr".

Viele Telefonate

"Wir hatten die größte Pipeline, die wir je in Europa hatten", erzählte Christopher Mertlitz vom Investmentunternehmen W. P. Carey & Co mit Sitz in London. Doch dann kam Corona, und die Welt kam ins Stocken. Zumindest vorübergehend: Ab Spätsommer des Vorjahres sei es dann wieder voll losgegangen, so Mertlitz: "Und Ende des Jahres hatten wir unsere vor der Krise gesteckten Ziele dennoch erreicht."

Telefonate hat es mit Beginn der Corona-Krise auch beim Immobilienentwickler UBM gegeben, der bisher auf den Bau von Hotelimmobilien in Zentraleuropa spezialisiert war. "Wir haben uns dazu entschieden, keine Preisnachlässe zu geben und den einen oder anderen Deal zu schieben", erzählte Martin Löcker von der UBM auf dem Podium.

Keine wirtschaftlichen Gründe

Im Unterschied zur Wirtschaftskrise 2008 und 2009 habe es sich bei der Corona-Krise um keine Krise aus wirtschaftlichen Gründen gehandelt, so Löcker. "Daher haben wir wieder Tritt gefasst."

Auch, weil man bei der UBM eine Richtungsänderung weg von Hotelimmobilien vorgenommen hat: "Aber das war nicht so schwer, weil wir diese Veränderung antizipiert hatten", berichtete Löcker: "Wir hatten bereits begonnen, stärker in den Wohnbau zu gehen." Und heute weiß man: Der Wohnimmobilienmarkt war einer der großen Gewinner der Krise.

Ende der Büros?

Der Investmentmarkt brummt wieder. Manches wird von Corona aber bleiben: Die Welt sei dadurch um zehn Jahre in die Zukunft katapultiert worden, sagte Christopher Mertlitz und meinte damit Homeoffice und E-Commerce, die durch die Pandemie einen ordentlichen Schub bekommen haben.

Und dass alle Menschen, die nun eineinhalb Jahre lang die Vorzüge von Homeoffice kennengelernt haben, dieses wieder ganz verlassen werden, glaubt niemand. Dennoch: "Büroimmobilien werden nicht verschwinden", war Mertlitz überzeugt.

Rückkehr zur Normalität

Diesen Standpunkt vertrat am Podium wenig später auch Sandra Breuer vom Berliner Beratungsunternehmen Combine. "Die Immobilienbranche ist immer ein wenig letschert und wackelt ein wenig hinterher", war ihre Diagnose zum Einstieg, was, wie sich später herausstellte, nicht bei allen Vertreterinnen und Vertretern der Branche im Publikum Anklang fand.

Einer der Trends, die die Expertin nun beobachtet: Die Rückkehr in die Normalität der Büros, so wie man sie vor der Krise kannte, wird es nicht geben: "Der Geist ist aus der Flasche, und der geht nicht mehr zurück", sagte Breuer. Daher müssten die Büros nun neu gedacht werden.

Komplizierte Flexibilität

In vielen Unternehmen werden wohl weiterhin zwei bis drei Tage Homeoffice erlaubt sein. Ins Büro kommen viele also nur noch tageweise. Das bedeute, dass man auch nur noch 50 Prozent der Fläche brauche, "und viele Büros waren ja schon vor der Krise nicht voll".

Jene Flächen, die es künftig gibt, müssten den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aber einen Mehrwert bieten. Darunter versteht Breuer zum Beispiel Begegnungen mit Kolleginnen und Kollegen, ordentliches WLAN, eine tolle Infrastruktur und eine Barista-Bar. Das Büro müsse mehr zum Identifikations- und Erlebnisort werden. Auch Flexibilität sei im Büro der Zukunft wichtig: "Ich glaube, der zehnjährige Mietvertrag hat ausgedient", so Breuer.

"Flexibilität ist wichtig, aber am Anfang sehr teuer", entgegnete Dietmar Reindl von der Immofinanz. Bei zwei Millionen Quadratmetern Bürofläche, die der Immofinanz gehören, kämen alleine flexible Trennwände auf zwei Millionen Euro: "Ich kann nicht heute ein Büro planen und in zwei Jahren alles umreißen." (Franziska Zoidl, 11.10.2021)