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RSO-Chefdirigentin Marin Alsop, deren Mentor Leonard Bernstein war.

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Ein Abend der gemäßigten Moderne im Konzerthaus, ein Abend, der auch Komponist Leonard Bernstein gewidmet war: Im Großen Saal spielt das ORF Radio-Symphonieorchester unter Marin Alsop, deren Mentor der musikalische Universalkünstler Bernstein war. Und auch Christoph Cechs uraufgeführtes Stück "And Now The News In Different Languages" verzahnt stilistische Erinnerungen an den US-Komponisten Bernstein, der etwa in seiner "West Side Story" auf meisterliche Weise quasi symphonisch auch Big-Band-Jazzeinflüsse integriert hat. Der US-Star changierte gerne zwischen Spätromantik, Moderne und der swingenden Kunst.

Cech, selbst ein Komponist, der in seiner Kunst Jazz und Moderne versöhnt, verbindet in diesem Siegeswerk des Wettbewerbes "Jam Music Lab" auf beeindruckende Weise Bernsteins stilistische Weltverbindungen mit seiner eigenen anspruchsvollen Musiksprache. Das muntere Stück durchwirkt gewissermaßen eine eklektische Originalität, die quasi eine Jazzcombo mit einem Symphonieorchester parlieren lässt und insofern bewusst auf Kontraste, aber auch auf Verschränkungen setzt.

Markante Ruhemomente

Das Stück lässt Perkussion und Bläser heftig loslegen, rhythmische Komplexität führt zu Kulminationen. Es gibt jedoch auch markante Ruhemomente, elegische Passagen. Glissando-Effekte, in der Moderne gerne eingesetzt, hier aber parodistische anmutend, münden in Pizzicati und runden schließlich die polyglotte Hommage an ein Genie ab.

Ein runde Sache , wie auch Thomas Ades' "In Seven Days" mit dem sympathischen Virtuosen Vikingur Ólafsson, der mit dem Orchester angesichts der rhythmischen "Anmaßungen" der Komposition gut zusammenwirkte, um hernach noch poetische Bach-Bearbeitungen nahezubringen.

Existenzielles Statement

Kein Abend für Bernstein ohne Bernstein natürlich. Dessen dritte Symphonie "Kaddisch" – mit der famos die Wut einer mit Gott sprechenden Existenz einfangenden Julia Stemberger – ist ein eindringliches Werk der Klage und Anklage, der Trauer und Verzweiflung. Das Orchester unter Alsop steuerte die nötige klangliche Transparenz und Aura bei. Zusammen mit der glänzenden Wiener Singakademie und den Gumpoldskirchner Spatzen geriet die Urfassung des Werkes auch dank der Sopranistin Simone Schneider zum eindringlichen existenziellen Statement. (Ljubisa Tosic, 10.10.2021)