Es ist jetzt 135 Jahre her, dass Opel ins Mobilitätszeitalter einstieg. Mit einem Fahr-, einem Hochrad. Wollen wir nicht hoffen, dass sich 2036, zum 150er, der Kreis schließt, die Rüsselsheimer sich vom Automobilbau zurückziehen (müssen) und wieder aufs Fahrrad umsteigen, womöglich noch aus chinesischer Fertigung.

Um diesem Szenario vorzubauen, setzt Opel ganz und gar auf Mobilitätswende, und das ausgeheckte Szenario sei kurz skizziert, bevor wir uns dem aktuellen Anlass zuwenden, dem neuen Astra. 2024, praktisch morgen schon, soll die gesamte Modellpalette des seit 2017 im Besitz des PSA-Teils (Peugeot, Citroën, DS) von Stellantis befindlichen deutschen Traditionsherstellers elektrifiziert sein, sprich: In jeder Baureihe gibt es dann auch eine Plug-in-Hybrid-Version oder eine rein elektrische. Und ab 2028 gibt es überhaupt nur mehr batterieelektrische Neuzugänge mit dem Blitz als Markenlogo.

Anfang 2022 fährt der neue Astra vor, etwa ein Jahr darauf folgt die batterieelektrische Version. Kombi kommt natürlich auch, nämlich vor der nächstjährigen Sommerpause.
Foto: Opel/Christian Houdek

Elektrifizierung ist eh gleich ein gutes Stichwort für den Astra, dessen Wurzeln über die Kadett-Baureihe bis 1936 zurückreichen und der unter dem aktuellen Namen, seit 1991, fast 15 Millionen Kunden und Kundinnen fand. Denn im Antriebskapitel steht mehr oder weniger dieselbe breite Palette in Aussicht, wie sie der STANDARD vorige Woche beim Peugeot 308 beschrieben hat. Ein 1,5-Liter-Vierzylinder-Diesel mit 130 PS, zwei 1,2-Liter-3-Zylinder-Benziner mit 110 und 130 PS sowie zwei Plug-in-Hybride mit 180 und 225 PS – da wie dort wird ein 1,6-Liter-Vierzylinder (150 und 180 PS) mit einem 81-kW-Elektromotor kombiniert, und der 12,4-kWh-Akku erlaubt elektrische Reichweiten von bis zu 60 Kilometern. Getriebe: 6-Gang-Schaltung, 8-Gang-Wandlerautomatik. Und als Höhepunkt – die CMP2-Plattform hat das bisher nicht hergegeben – steht, wie für den 308er, auch für den Astra eine rein batterieelektrische Variante in Aussicht.

Foto: Opel/Christian Houdek

In guter Aussicht, wie denn überhaupt der Astra gute Aussichten für Opel zu eröffnen scheint. Zwar ist er weit entfernt von seiner einstmaligen Marktmacht, in Österreich war er stets ein Kandidat für einen Stockerlplatz, der SUV-Boom setzt dem Golf-Segment generell zu, so auch dem Opel.

Eine der wichtigsten Stützen der Marke bleibt er dennoch, und da ist es erfreulich zu sehen, wie hübsch herausgeputzt der erste in der PSA-, heute: Stellantis-Ära entwickelte Astra daherkommt. Die Rüsselsheimer zeigen damit nach dem Mokka erneut, wie man richtig fesche Autos baut. Außen wie innen ist das ein gelungener Wurf, eine echte Ansage, da sitzt jeder Falz, jeder Strich, jede Falte. Außen setzen die charakteristischen Leuchten markante Akzente, auch innen dominiert die klare Linie. Am auffälligsten dort vielleicht dieser ergonomisch ums Eck gehende große Touchscreen-Korpus, und ob aufgeräumt auch intuitiv bedienbar heißt, werden wir nach der ersten Ausfahrt wissen.

Foto: Opel/Christian Houdek

Erste Sitzprobe

Vorerst ging es nur einmal um ein erstes Kennenlernen, eine erste Sitzprobe, und was ist uns da noch aufgefallen? Der Eindruck von praktisch null Größenwachstum stellt sich anhand der Daten als richtig beobachtet heraus. Mit 4,37 m übertrifft der Astra sechster Generation den Vorgänger um nur vier Millimeter, plus 13 mm sind es beim Radstand, aber bei der Breite (1,86 m) hat er fast fünf Zentimeter zugelegt, was außen dem satteren, selbstbewussten Auftritt zugutekommt, innen dem Raumgefühl. Beim Kofferraumvolumen meldet Opel 422 bis 1250 Liter, vorher waren es 370 bis 1210, bei den Plug-in-Hybriden entfallen allerdings Verstaumöglichkeiten unter der Abdeckung – ein allgemeines Phänomen.

Was das gute Stück kosten darf, wollen Sie noch wissen? Der Importeur nennt einen Einstiegspreis für den 110-PS-Benziner mit Handschaltung von 21.990 Euro, der Rest der Preispalette wird gerade ausbaldowert und in den nächsten Wochen bekanntgegeben. (Andreas Stockinger, 19.10.2021)