Oslo/Manila – Drei Tage nach der Vergabe des Friedensnobelpreises an die philippinische Journalistin Maria Ressa hat die Regierung in Manila der Preisträgerin schließlich gratuliert. Jedoch fielen die Glückwünsche am Montag eher lauwarm aus. "Wir gratulieren Maria Ressa dazu, dass sie als erste Philippinerin den Friedensnobelpreis gewonnen hat", sagte Präsidentensprecher Harry Roque. Aber: Ressa sei "eine verurteilte Verbrecherin".

Über den Preis sei die Freude groß. "Aber es ist auch wahr, dass es Personen gibt, die das Gefühl haben, dass Maria Ressa ihren Namen noch vor unseren Gerichten reinwaschen muss", fügte er hinzu. Hintergrund: Die Investigativ-Reporterin und Chefredakteurin des Online-Nachrichtenportals Rappler gilt als scharfe Kritikerin von Präsident Rodrigo Duterte und dessen umstrittenen und brutalen "Krieges gegen Drogen". Immer wieder wurde die 58-Jährige im Rahmen ihrer Arbeit bedroht, verhaftet und angeklagt. In einem Verleumdungsprozess war sie im vergangenen Jahr zu einer Freiheitsstrafe von mindestens sechs Jahren verurteilt worden.

Auf Kaution auf freiem Fuß

Sie ging in Berufung und ist auf Kaution auf freiem Fuß. Auch gibt es Versuche, Rappler die Lizenz zu entziehen. Beobachter sagen, die Regierung versuche, Ressa und Rappler mundtot zu machen.

Das norwegische Nobelkomitee hatte den Friedensnobelpreis am Freitag an Ressa und den russischen Journalisten Dmitri Muratow, Chefredakteur der kremlkritischen Zeitung "Nowaja Gaseta", vergeben. Mit der Auszeichnung der beiden Medienvertreter solle die Bedeutung des Schutzes der Meinungs- und Pressefreiheit für Demokratie und Frieden unterstrichen werden, hieß es zur Begründung.

Duterte hatte Ressa hingegen immer wieder die Verbreitung von Falschnachrichten vorgeworfen. Auf die Frage, ob die Preisvergabe an Ressa als Rüffel für den Präsidenten zu verstehen sei, sagte sein Sprecher Roque: "Sicher nicht. Dies ist kein Rüffel für die Regierung, denn wie jeder weiß, wird auf den Philippinen niemand zensiert." (APA, dpa, 11.10.2021)