Mit dem Einzug der Computermaus ins Shooter-Genre wurde es zunehmend unpraktischer, die Pfeiltasten an der rechten Hälfte der Tastatur zu verwenden.

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Egal ob Hobbystratege, virtueller Rennfahrer oder digitaler Pilot: Wer sich heutzutage in die Welt der Computerspiele wagt, bewegt die linke Hand intuitiv zu den Tasten W, A, S und D. Bewegungseingaben via Pfeiltasten erscheinen heutzutage wie ein fast vergessenes Relikt aus alten Tagen. Was heute allerdings internationaler Konsens ist, war einst ein gewagtes Hervorpreschen der Egoshooter-Avantgarde.

Mit oder ohne Maus?

1993 war die Diskussion noch eine ganz andere. Statt der WASD-versus-Pfeiltasten-Diskussion stellten sich einige eifrige Spieler die Frage, wieso manch kuriose Gestalten denn eine Maus benutzten. Klar: Wieso sollte man für eine Partie Doom auch eine Maus verwenden, wenn man sowieso nicht nach oben oder unten schauen konnte?

Die ausschließliche Tastatursteuerung erschien weitaus sinnvoller, weil komfortabler und praktischer. In den frühen Stunden des E-Sports begann schließlich eine kleine Gruppe an professionellen Doom- und Quake-Spielern, die Tastaturen hinter sich zu lassen und mit Maus an den Wettkämpfen teilzunehmen.

Damit war der erste Schritt gesetzt, die Pfeiltasten hinter sich zu lassen. Denn: Wer mit Maus spielt, erlebt einen erheblichen Komfortnachteil, sollte die linke Hand vor der Brust in Richtung Pfeile ausgestreckt werden.

WASD, ESDF oder doch YXCV?

Es ist höchst unwahrscheinlich, dass sich die gesamte Egoshooter-Elite unisono auf die heutige Standardbelegung WASD festlegte. Wer ihr allerdings zu einem großen Popularitätsschub verhalf, war der wohl bekannteste Quake/Doom-Spieler unserer Zeit, Dennis "Thresh" Fong. Mit wachsender Popularität und steigendem Erfolg wurde Fong immer öfter mit der Frage konfrontiert, wie er denn spiele beziehungsweise was seine Konfiguration sei. Die Antwort: WASD.

Die Verwendung von Pfeiltasten statt der WASD-Kombination ist heutzutage schwer denkbar.
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Das ruft natürlich viele Nachahmer auf den Plan. Wenn der beste Spieler der Welt mit WASD dermaßen erfolgreich ist, klappt das doch sicher auch für den Rest der Spielerinnengemeinde, so die Annahme. Das bekam schließlich auch Quake-Programmierer John Carmack mit, der die "Thresh-Konfiguration" daraufhin in Quake 2 einbaute. Noch war die Revolution aber noch nicht vollbracht. Die Pfeiltasten waren zum Erscheinungstermin von Quake 2 am 11.11.1997 nach wie vor das Maß aller Dinge.

Dann kam Valve

Als ein Jahr später der erste Half Life-Teil in den Verkaufsregalen landete, mussten sich viele Spielerinnen von ihrer heißgeliebten Pfeiltastenbewegungssteuerung verabschieden. Valve hatte die WASD-Steuerung in seinem ikonischen Shooter als Standard festgelegt. Der genaue Grund dafür ist nicht bekannt.

Im gleichen Jahr erschien noch Starsiege Tribes, das WASD ebenfalls zur Hauskonfiguration erklärte. Mit Erscheinen von Quake 3 1999 war die (gar nicht mehr so neue) Tastenbelegung am oberen linken Rand der Tastatur wohl endgültig als Shooter-Norm festgelegt.

Auch aus Rollenspielen ist WASD nicht mehr wegzudenken.
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Über die Jahre gab es zwar immer wieder Versuche einiger Entwicklerstudios, mit Kombinationen wie WADX oder ASXC den eigenen Tastaturstempel in der Branche zu etablieren, mit dem fulminanten Erfolg von World of Warcraft im Jahr 2004 war WASD aber nun selbst schon in der Welt der MMORPGS angekommen.

WSDann?

Egal ob in Shootern, Rollenspielen oder Globalstrategiespielen: 30 Jahre nach Quake ist WASD nun also etablierter Standard. Trotzdem hat die mittlerweile überall eingesetzte Kombination noch nicht jeden überzeugt – beispielsweise viele Linkshänder. Ironischerweise ist ausgerechnet Valve-Chef Gabe Newell überzeugter Benutzer der Tastenkombination ESDF, und Half-Life-Entwickler Dario Casali schwört auf die Tastenkombination ASXC. (Maximilian Leschanz, 11.10.2021)