Die Felswand steigt fast senkrecht vor uns auf. Was, da sollen wir hinauf? "Fahrmodusschalter auf Offroad drehen", weist der Instruktor an, und dann rumpelt es, macht kurz darauf pling, und eine freundliche Stimme spricht: "Herzlich willkommen in Wien. Bitte bleiben Sie noch so lange sitzen, bis das Flugzeug seine endgültige Parkposition eingenommen hat."

Außen unterscheidet sich der 4x4 kaum von den Fronttrieblern. Das neue Allradsystem reagiert deutlich schneller als bisher.
Foto: Nissan

Geht nichts über ein kurzes Flug-Nickerchen, auch wenn der Masken wegen der Sauerstoff mitunter etwas knapp werden kann. Das erklärt vielleicht auch den Traumfetzen, denn im wahren Leben wird der Qashqai 4x4, um den es hier geht und dem ein wenig auf den Zahn zu fühlen wir in den Taunus gereist waren, im schweren Gelände bestimmt nicht zu finden sein.

Foto: Nissan

Vorbei die Zeiten, in denen Nissan urwüchsige Geländehaudegen bei uns angeboten hat. Der neue Qashqai ist ein komfortabler Typ für den Straßeneinsatz. Das schmälert nicht das Verdienst, dass kurz nach der Markteinführung im Juli jetzt auch die Allradversion nachgereicht wird. In der Kategorie der mittelgroßen SUVs, in die der Qashqai mit seinen 4,43 m Länge gehört, ist der Antrieb auf allen vieren in unseren Breiten weiterhin recht beliebt, das mag auch an der topografischen Beschaffenheit unseres schönen Heimatlandes liegen und an der Frage "Wann wird’s mal wieder richtig Winter?". Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt: praktisch jährlich. Und da punktet der Qashqai dann eben mit dem Allradantrieb.

Allrad-Tradition

Etwa jeder fünfte Qashqai, der über den Ladentisch ging, war zuletzt ein Allradler, Michael Kujus, Chef von Nissan Austria, rechnet mit etwa 15 Prozent beim aktuellen Modell. Der Anteil ist generell rückläufig, mit ein Grund bei Nissan mag auch der Umstand sein, dass kein Dieselaggregat mehr angeboten wird. Sprich: Den 4x4-SUV_gibt es ausschließlich mit 1,3-Liter-4-Zylinder-Benziner (158 PS), 12-Volt-Mildhybrid und CVT-Getriebe. Preislich bewegt er sich zwischen 38.618 und 45.939 Euro, das sind etwas über zwei Tausender mehr, als für den Fronttriebler fällig sind.

Foto: Nissan

Von der Umstellung von der elektromechanischen Kupplung auf Direktkupplung verspricht Nissan sich ein deutlich schnelleres Reaktionsverhalten bei der Übertragung des Antriebsmoments, maximal 50:50 zwischen Vorder- und Hinterachse sind möglich.

Fährt sich ausgesprochen kommod und wendig, das Auto, und dass Nissan an seiner großen Allrad-Tradition festhält, ist auch eine gute Botschaft. Dass sie wegen der Abgasreglements Sportwagen wie den 370 Z aus dem Programm nehmen mussten und den Nachfolger, den Z, gar nicht erst einführen, ist indes betrüblich. (Andreas Stockinger, 21.10.2021)