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Stereotype schaffen keine Innovation. Wer alte Muster nicht ändert, beraubt sich des Vorteils im Wettbewerb.

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Lauter, fordernder, diverser. So beschreiben tausend international tätige Chief Executive Officers (CEOs) das aktuelle Umfeld in ihren Unternehmen. Das ergab eine Befragung des Personalberaters Egon Zehnder. Ja, die neue Arbeitswelt bahnt sich ihren Weg. Fast 80 Prozent der CEOs sagen weiters, dass sie nicht nur ihre Organisationen, sondern auch sich selbst und ihren Führungsstil wandeln müssen. Gleichschritt, Uniformität und Kommando funktionieren offenbar nicht mehr in der neuen Normalität. Da braucht es mehr am Entscheidertisch als einander ähnliche, in denselben Managementschulen ausgebildete und denselben Lebensstil pflegende Menschen. Zu vielfältig und komplex sind die Herausforderungen.

Aktuell wächst die Wirtschaft mit vier Prozent stark. Meistens sind das keine guten News für Veränderungen, weil ja eh alles aufwärts zeigt. Allerdings gibt es mit über 100.000 offenen Stellen so viele nicht besetzte Plätze wie kaum jemals zuvor. Der Wandel der Wirtschaft nach den Zielen des Green Deal und die demografische Kurve (also weniger Junge) treiben aber im Konzert mit fortschreitender Digitalisierung einen raschen Veränderungsprozess an.

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Es geht nur miteinander

Gesellschaftliche Verantwortung in ökologischer und sozialer Dimension kann aufgrund der Regulatorien zur Nachhaltigkeit und vieler beunruhigender Befunde – etwa dass rund 70 Prozent der Jungen das Vertrauen in die Politik verloren haben – nicht mehr nur Broschürentext bleiben. Wer hat die guten, unkonventionellen Ideen für radikal neue Geschäftsideen? Uniform Zugerichtete, die ihre sexuelle Orientierung verbergen, alles akzeptieren – von der 60-Stunden-Woche bis zur Vorherrschaft der Etablierten in der Firma – werden es kaum sein. Stereotype schaffen keine Innovation. Wer seine alten Muster von "zu alt", "zu tätowiert", "zu weiblich", "zu wasauchimmer" nicht ändert, beraubt sich seines Wettbewerbsvorteils. Ebenso wie Firmen, die nicht nach Kräften Junge zu sich holen, für die Jobs der Zukunft weiterbilden und Wissenstransfer zwischen Alt und Jung fördern.

Denn: Tatsache ist, dass es all die Menschen für Fotovoltaik bis E-Mobilität, die ihre Fähigkeiten in Umsatz deklinieren, "am Markt" so nicht gibt. Langsam passt sich zwar die Bildungsindustrie an – es werden etwa Ausbildungsplätze in Pflegewissenschaften ausgebaut –, allerdings braucht es das Zusammenwirken aller: Politik, Bildung, Unternehmen. Meistens sind die Firmen schneller und überholen die institutionellen Tanker links und rechts. Wir haben gute Chancen, dass sich genau jetzt alle miteinander öffnen.

Sonst wird es gefährlich

Die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden und die fehlenden Arbeitskräfte mit den benötigten Fähigkeiten nannten führende Personalverantwortliche heuer beim Jahresforum für die Personalwirtschaft als die Hauptthemen. Das sind wunderbare Signale, denn die bedeuten, dass inklusiver gedacht werden muss; dass Talentepools außerhalb der gewohnten Recruitingpfade gesucht werden müssen. Stereotype Ausschlusskriterien – Migrationshintergrund, expliziter Kinderwunsch, Menschsein mit besonderen Bedürfnissen, Menschsein im sogenannten pensionsreifen Alter, ein Lebensentwurf abseits von Workaholism – können nicht mehr abseits eines engen Mainstreams bleiben. Es geht sich einfach nicht aus. Nicht gesellschaftlich und nicht unternehmerisch.

Gemischt ist toll, sagen alle betriebswirtschaftlichen Studien – ja, eh, wir hören das seit Jahrzehnten. Jetzt wird aber manifest, dass es nur miteinander geht, inklusiv, intra- unter interdisziplinär – für die Erhaltung des Standorts, den Schutz und die Reparatur des Planeten. Ohnmächtige junge Generationen wären die übelste Nachricht für unsere möglichen Zukünfte. (Karin Bauer, 21.10.2021)