Gut war die Stimmung zwischen Arbeitgebersprecher Christian Knill und Metallgewerkschaftschef Rainer Wimmer (rechts) bereits im September nicht. Nach zwei Runden ist sie schlecht.

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Wien – Die Metallgewerkschaft geht in den Lohnverhandlungen der Metallverarbeitenden Industrie früh auf Konfrontationskurs. Am Montagnachmittag hat sie die Verhandlungsrunde verlassen. Es werden Betriebsversammlungen vorbereitet, um Druck auf die Arbeitgeberseite aufzubauen. Bis zum 21. Oktober werden in den Bundesländern zunächst Betriebsrätekonferenzen abgehalten. Die Verhandlungen wurden von den Gewerkschaften abgebrochen, teilte die Arbeitgeberseite mit.

Hintergrund ist das aus Sicht der Gewerkschaften unzureichende Angebot des unternehmerischen Gegenübers in den Kollektivvertragsverhandlungen. Bis zu 2,2 Prozent Erhöhung der Löhne und Gehälter hatten die Arbeitgeber unter anderem geboten, "also klar über der Inflation der vergangenen zwölf Monate", wie die Chefverhandler via Aussendung betonten. Aber weit weg von den 4,5 Prozent Erhöhung, die die Arbeitnehmer fordern. Alternativ boten die Industriellen zusätzliche Verbesserungen in der Schichtarbeit – ein Punkt, den die Arbeitnehmerseite von Anfang an in ihrem Forderungskatalog hatte. Die aktuell 20 Euro Schichtzuschlag machten unregelmäßige Arbeitszeiten insbesondere für junge Fachkräfte zunehmend unattraktiv, hatte Produktionsgewerkschaftschef Rainer Wimmer bei Beginn der Herbstlohnrunde postuliert.

Konjunktur läuft

Die Konditionalität kommt auf Gewerkschaftsseite offenbar einer Kriegserklärung gleich. "Die haben uns provoziert, das Angebot ist eine bodenlose Frechheit", begründete Wimmer das Verlassen des Verhandlungstisches. Die Auftragsbücher seien voll, die Produktivität hoch, und die Konjunkturprognose wurde soeben nach oben korrigiert. Das Wifo erwartet heuer ein BIP-Wachstum von 4,4 Prozent und 2022 gar 4,8 Prozent, das IHS prognostiziert 4,5 Prozent. Mit Blick auf diese Aussichten seien die Gegenforderungen bei der Arbeitszeit "eine bodenlose Frechheit", die Beschäftigten sollten offenbar ausgepresst werden.

Nun dürfte es ungemütlich werden. Bis zur Verhandlungsrunde am 21. Oktober werden Bundesländerkonferenzen mit Betriebsräten vorbereitet. Die Arbeitgeber sind verärgert: Entgegen den Ankündigungen sei keine Verhandlungsbereitschaft gegeben. Das sei mitten in der vierten Corona-Welle unverantwortlich und unverständlich, echauffierten sich die Industriellen. (ung, 11.10.2021)