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Die Mehrheit der Abgeschobenen komme aus jener Region, in der ein Erdbeben im August große Zerstörungen anrichtete.

Foto: VIA REUTERS 7 National Institute of Immigratio

Port-au-Prince – Mehr als 10.000 Haitianerinnen und Haitianer sind innerhalb eines knappen Monats in ihre Heimat abgeschoben worden. Allein aus den USA wurden 7.621 Menschen seit dem 19. September zurück in den armen Karibikstaat geflogen, teilte die Uno-Organisation für Migration (IOM) am Montag mit. Zudem wurden unter anderem aus Kuba 1.194 Haitianer und von den Bahamas 797 zurückgeschickt. 19 Prozent von ihnen seien Kinder, hieß es.

Ein Vertreter des Uno-Kinderhilfswerks Unicef in Haiti, Bruno Maes, twitterte, am Samstag seien mit sechs Flügen und auf einem Boot hunderte Haitianer aus Kuba zurückgebracht worden. Die meisten davon gaben demnach an, sie hätten Anfang September versucht, per Boot die US-Stadt Miami zu erreichen. Laut Maes waren viele Kinder im Alter von weniger als fünf Jahren dabei, manche seien unterernährt. Die Mehrheit der Abgeschobenen käme aus Haitis Südwesten, wo bei einem Erdbeben am 14. August mehr als 2.200 Menschen gestorben waren.

Bruno Maes forderte mehr Hilfe für Kinder aus Haiti.

In Haiti herrschen bittere Armut, Bandengewalt und politisches Chaos. Anfang Juli wurde Staatspräsident Jovenel Moïse in seiner Residenz erschossen. Vor etwa drei Wochen versammelten sich rund 15.000 überwiegend Haitianerinnen und Haitianer unter einer Brücke im texanischen Del Rio, an der Grenze mit Mexiko. US-Grenzschützer auf Pferden, die sie aggressiv zurücktrieben, sorgten international für Empörung. Den Menschen wurde auch die Gelegenheit verwehrt, Asyl zu beantragen. Einige gingen zurück nach Mexiko, um nicht abgeschoben zu werden.

Viele Haitianer waren bereits vor Jahren in die südamerikanischen Länder Brasilien und Chile ausgewandert. Wegen Diskriminierung und Perspektivlosigkeit dort – aber auch wegen der Hoffnung, unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden einreisen zu dürfen – wagten sie nun die viele tausend Kilometer lange, gefährliche Reise in die USA. Zehntausende Menschen stecken auf dem Weg dorthin an Grenzen fest. (APA, 12.10.2021)