Das Geschäft mit Zahlungsdienstleistungen ist riesig.

Foto: APA/Mastercard/Hron

Bargeldloses Zahlen ist zwar auch in Österreich im Aufwind, im internationalen Vergleich liegt Österreich aber nur im hinteren Mittelfeld, zeigt der regelmäßig wiederkehrende Global Payment Report der Beratungsgruppe Boston Consulting Group (BCG). 2020 gab es in Österreich pro Kopf 214 bargeldlose Transaktionen – bis 2025 sollen es 289 sein, erwartet BCG-Partner Markus Ampenberger. In nordischen Ländern seien es jetzt schon etwa 500, im Schlusslicht Bulgarien nur 44.

Das sei eine kulturelle Sache, sagt Ampenberger. In Österreich wie in Deutschland spiele Bargeld traditionell eine große Rolle. Kurzfristig habe die Pandemie einen deutlichen Schub für digitale Zahlungen gebracht. Langfristig führe die Möglichkeit für kontaktloses Zahlen zur stärkeren Nutzung elektronischer Zahlungsmittel. Auch dass verstärkt kleinere Unternehmen ihre Kunden aufforderten, kontaktlos zu zahlen, gebe der Methode einen Schub.

Junge Menschen seien nicht nur technologisch offener für bargeldloses Zahlen, sie machten sich auch im Schnitt weniger Sorgen um Datenschutz und Datensicherheit oder darum, ob ihr Einkaufsverhalten nachverfolgt werden könnte, sagt Ampenberger. Gerade für junge Leute sei es sehr komfortabel, eine Kreditkarte oder ein Konto in der digitalen Geldbörse zu hinterlegen und dann mit dem Mobiltelefon kontaktlos zu zahlen.

Besonders stark entwickelt sich bargeldloses Zahlen in Ländern, wo man per QR-Code zahlen kann. Auch falls sich Modelle wie Amazon to go durchsetzen – wo man sich per Handy im Geschäft einloggt und die Waren automatisch abgerechnet werden –, schiebe das den bargeldlosen Zahlungsverkehr stark an.

Betrugsrisiko

Betrugsrisiko gebe es zwar bei digitalen Zahlungen, aber grundsätzlich gebe es keine größeren Probleme, die Zahlungssysteme hätten sich als belastbar und robust erwiesen. Die Systeme müssten darauf ausgelegt sein, am letzten Weihnachtseinkaufssamstag oder zu Black Friday dem Ansturm standzuhalten. Da seien Zusammenbrüche im Normalgeschäft nicht zu erwarten.

Das Geschäft mit Zahlungsdienstleistungen ist riesig – Finanzinstitute aller Art generierten aus der Abwicklung der Zahlungsverkehrstransaktionen Gebühren und Zinserträgen (zum Beispiel aus Girokonten oder Kreditkarten) 2020 weltweit etwa 1,5 Billionen Dollar (1,3 Billionen Euro) an Erträgen. Trotz Corona sei der Ertrag überraschenderweise im Vergleich zu 2019 stabil geblieben. Und BCG geht von einem weiteren Wachstum aus. Bis 2030 dürfte sich der Ertrag auf 2,9 Billionen Dollar praktisch verdoppeln. Allein für Österreich hat BCG einen Ertrag aus Zahlungsdienstleistungen von 2,8 Milliarden Dollar im Jahr 2020 errechnet – bis 2025 erwartet das Beratungsunternehmen nur einen geringfügigen Anstieg auf 2,9 Milliarden Dollar.

BCG errechnet das Zahlungsverhalten aus unterschiedlichen Daten von Zentralbanken und Statistikämtern. Dazu kommen BCG-interne Einschätzungen von den lokalen Zahlungsverkehrsexperten, etwa zur Entwicklung der Ertragsmargen in den Produkten. (APA, 12.10.2021)