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Derartige Software gibt es mittlerweile zuhauf: Bark, Gaggle, Gnosis IQ und Co kosten teilweise tausende Dollar und können je nach Wunsch unterschiedlich eingerichtet werden.

Foto: Reuters/Brenner

Notebooks für alle – in einer Welt, in der die Pandemie uns regelmäßig nach Hause zwingt, ist das in vielen Ländern Usus geworden. Hierzulande werden sie im Verlauf des Herbsts verteilt, ab der fünften und sechsten Schulstufe sollen sie zur Grundausstattung gehören. Ähnlich sieht es in den USA aus, wo Millionen Familien mit Geräten ausgestattet wurden.

Mit einem gehörigen Haken: Wie eine Studie der NGO Center for Democracy and Technology (CDT) ergibt, sagen 77 Prozent aller Schülerinnen und Schüler und über 80 Prozent der Lehrkräfte, dass ihre Schulen in irgendeiner Form eine Überwachungssoftware bei den zur Verfügung gestellten Geräten einsetzen.

Auch private Nutzung

Das Problem dabei: Je abhängiger die Kinder und Jugendlichen von diesen Laptops sind – etwa weil sie kein privates Notebook, Tablet oder Smartphone besitzen –, desto mehr werden sie überwacht. Einige der Programme erfassen sogar private Chats, E-Mails oder Dokumente, wie der "Guardian" berichtet. Viele der Schüler nutzen die Google-Accounts, die sie schulisch angelegt bekommen, auch privat: So abonnieren sie auf Youtube ihre liebsten Inhaltsersteller, schreiben Mails oder laden private Daten auf Google Drive. Die Schulen können aber weiterhin sämtliche dieser Informationen einsehen.

Begründet wird das damit, dass auf diese Weise Mobbing oder Depressionen erkannt werden sollen – und die Erwachsenen dann handeln könnten. Schreibt etwa ein Jugendlicher auf einem der Geräte via Chat einem anderen, dass er oder sie Suizidgedanken habe oder gröbere Probleme zu Hause bestünden, benachrichtigt ein Bot – oder ein sichtender Mensch – die Schulleitung oder eine Lehrkraft. Innerhalb von Minuten kann die jeweilige Person dann eine Entscheidung treffen. Ansonsten werden Informationen anhand von wöchentlichen Berichten weitergegeben.

Viel Angebot

Derartige Software gibt es mittlerweile zuhauf: Bark, Gaggle, Gnosis IQ und Co kosten teilweise tausende Dollar und können je nach Wunsch unterschiedlich eingerichtet werden. Etwa soll mit Unterstützung von Algorithmen erkennbar sein, ob eine Person gewaltvolle Tendenzen hat, illegale Substanzen oder Pornografie konsumiert oder an einer Essstörung leidet.

Schulen in den USA werden immer mehr zu einem Hort der Totalüberwachung: So installierten in den vergangenen Jahren landesweit Schulen in ihren Gebäuden Mikrofone, die anhand von Algorithmen erkennen sollen, ob die Sprechenden besonders gestresst oder wütend sind. Auf diese Weise will man rechtzeitig reagieren können, bevor es zu Gewalt kommt. Weiters werden immer öfter Überwachungskameras genutzt. Befürworter solcher Technologien an Lehrstätten für Minderjährige sehen darin einen Weg, gegen Amokläufe an Schulen vorzugehen oder pädophile Straftäter zu stoppen. Oder aber um gegen "angehende Terroristen" zu agieren.

Datenschutz geht vor

An die 150.000 Schülerinnen und Schüler werden heuer hierzulande mit Geräten ausgestattet, das kostet die Regierung bis 2024 ungefähr 250 Millionen Euro, großteils für die Anschaffung der Geräte. Der Einsatz von Überwachungssoftware ist allerdings aufgrund des geltenden Datenschutzrechts weitaus eingeschränkter. (muz, 12.10.2021)