Fast elf Millionen Impfdosen wurden bisher in Österreich für Erst-, Zweit- und Drittstiche verabreicht. Der Anteil der Drittimpfungen wird in den kommenden Monaten größer werden.

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Seit Anfang September werden in Österreich bereits erste Corona-Auffrischungsimpfungen durchgeführt. Das geschah zunächst "off label", wie es heißt. Erst am 4. Oktober hat die europäische Arzneimittelbehörde EMA auch eine offizielle Empfehlung für die Drittimpfung ausgesprochen: und zwar für alle ab 18 Jahren mindestens sechs Monate nach dem zweiten Stich. Personen mit einem stark geschwächten Immunsystem kann eine zusätzliche dritte Dosis frühestens 28 Tage nach dem zweiten Stich verabreicht werden.

In Österreich erhalten derzeit vor allem gefährdete Personen in Risikogruppen, Ältere sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitsbereich eine Booster-Impfung. Diese bekamen auch früh einen Erststich. In Kärnten etwa wurden zuletzt auch 32.000 Info-Schreiben über die bevorstehende Möglichkeit zur Drittimpfung an über 80-Jährige verschickt, die nicht in Heimen leben.

132.000 Drittimpfungen bisher

Laut Daten des E-Impfpasses, die dem STANDARD vorliegen, wurden bis 10. Oktober schon 132.000 Drittimpfungen vorgenommen. 26.000 erhielten Personen mit Wohnsitz in Niederösterreich, knapp 25.000 waren es für Menschen in der Steiermark, knapp 24.000 für Wienerinnen und Wiener. Etwas mehr als 20.000 Drittstiche waren es auch bereits in Tirol.

Das ist bereits ein signifikanter Anteil an jenen Impfungen, die aktuell durchgeführt werden. Bis Anfang Oktober wurden insgesamt rund 79.000 Drittimpfungen verabreicht, seither sind in rund zehn Tagen weitere 53.000 Drittimpfungen dazu gekommen. Zum Vergleich: Insgesamt werden im Sieben-Tage-Schnitt aktuell nur rund 10.000 Impfungen pro Tag verabreicht. Am Montag waren es vergleichsweise nur noch knapp 2.500 Erststiche.

Offiziell werden die Daten zu den Auffrischungsimpfungen vom Gesundheitsministerium nicht bestätigt. Und auch auf dem online abrufbaren Dashboard des Ministeriums von Wolfgang Mückstein (Grüne) fehlen Angaben zur Drittimpfung. Ersichtlich ist dort, dass bisher 5,79 Millionen Menschen mindestens eine Corona-Schutzimpfung erhalten haben, das sind 64,8 Prozent der Gesamtbevölkerung. Einen vollständigen Impfschutz haben 5,48 Millionen Personen: Das bedeutet, dass 61,4 Prozent der Gesamtbevölkerung zwei Impfungen – oder im Fall von Johnson & Johnson einen Stich – erhalten haben. Angaben zur Booster-Impfung? Fehlanzeige.

Laut einem Sprecher des Gesundheitsministeriums sollen diese Daten jedenfalls einmal abrufbar sein, wie es auf Anfrage hieß. "An einer technischen Lösung wird gearbeitet." Ein konkretes Datum für die Umsetzung nannte er aber nicht. Vergangene Woche war seitens des Ministeriums die Rede davon, dass dies "in den kommenden Tagen" bewerkstelligt werden könne. Die Verzögerungen werden mit der Komplexität des Vorhabens erklärt.

Suche nach gemeinsamer Bund-Länder-Lösung

Aber was genau ist damit gemeint? So dürfte etwa noch nicht klar sein, in welche Kategorie Personen fallen, die mit Johnson & Johnson geimpft wurden. Bei diesem Vakzin ist nach aktuellem Stand nur ein Stich für einen vollständigen Impfschutz nötig. Wird eine Auffrischungsimpfung gemacht, könnte diese aber als zweiter Stich gewertet werden – oder in die Kategorie Drittimpfung fallen. Hier müssen die Bundesländer mit dem Bund zu einer gemeinsamen – auch technischen – Lösung kommen.

Bei einer einheitlichen Datenbasis dürfte es aber hapern, wie eine aktuelle parlamentarische Anfragebeantwortung Ende September von Mückstein nahelegt. Neos-Sozialsprecher Gerald Loacker hatte die Frage gestellt, welche Möglichkeiten das Gesundheitsministerium habe, eine einheitliche Datenbasis für die jeweiligen Impfplattformen zu schaffen. Die Antwort von Mückstein, über die auch der "Falter" berichtete: "Die Impfplattformen der Bundesländer werden im Rahmen der Privatwirtschaftsverwaltung betrieben. Es handelt sich daher um keine Materie der Bundesverwaltung." (David Krutzler, 12.10.2021)