Neuer Medienbeauftragter im Bundeskanzleramt: Shilten J. Palathunkal.

Foto: BKA, Wenzel

Gerald Fleischmann, bisher Medienbeauftragter des abgetretenen Kanzlers Sebastian Kurz (ÖVP), galt als einer der mächtigsten Männer im türkisen Team rund um Kurz. In der Inseratenaffäre wird er als Beschuldigter geführt, seit Montag ist er auf Urlaub. Die Medienagenden im Bundeskanzleramt leitet jetzt Shilten Joseph Palathunkal. Keine leichte Aufgabe in einer Phase, in der die Medienpolitik der Regierung im Fokus der Ermittlungen steht und die mutmaßliche Inseratenkorruption ihm so kurzfristig diesen neuen Job verschafft hat. Erfahrungen im Medienbereich hat Palathunkal wenige, sagen Menschen mit Einblick. Nur kurz war er Büroleiter unter Fleischmann.

Im türkisen Netzwerk

"Es geht nicht darum, was man studiert hat, sondern wie schnell man sich an neue Gegebenheiten und Entwicklungen anpassen kann", schreibt Palathunkal auf seinem Linkedin-Profil. Viel Zeit bleibt ihm nicht, sich in die neue Materie einzuarbeiten, es stehen weitreichende medienpolitische Entscheidungen an – etwa die Digitalnovelle des ORF-Gesetzes oder die geplante Digitalförderung mit mehr als 50 Millionen Euro Volumen –, und da werden wohl so manche Wünsche an ihn herangetragen werden.

Zumindest das türkise Netzwerk dürfte ihm gut vertraut sein, seit 2020 war er als Stellvertreter in Antonella Mei-Pochtlers Stabsstelle Strategie im Bundeskanzleramt tätig, seine damalige Chefin Mei-Pochtler und ihre Denkfabrik versorgten den damaligen Kanzler Kurz mit Informationen, erstellten Analysen und Konzepte für die Zusammenarbeit mit Experten und wissenschaftlichen Einrichtungen. Seit Ende 2020 ist Palathunkal auch Mitglied des Regulatory-Sandbox-Beirats der Finanzmarktaufsicht, angesiedelt im Finanzministerium. Dieser Beirat soll "die Attraktivität des Standorts Österreich stärken".

Interesse an Technologie

Früher werkte der 29-Jährige – er wurde in Wien geboren, ist verheiratet, Vater von zwei Kindern, spricht Deutsch, Englisch, Spanisch und seine Muttersprache Malayalam – im Rahmen eines High-Potential-Programms 2013 bei McKinsey & Company, ab 2014 bei der Deutschen Bank in Frankfurt. Dort beschäftigte er sich mit Technologiethemen wie Blockchain, Artificial Intelligence und Data-Analytics. 2016 gründete er sein eigenes Unternehmen Storyboard Productions – Those with The Good News, war parallel bei der Londoner Tech-Plattform Iov42 Mitglied im Management. Studiert hat er Wirtschaftsberatung an der Fachhochschule Wiener Neustadt, außerdem absolvierte er den Master in Finance with Majors in Economic Policy an der SOAS University London, seine Abschlussarbeit dort schrieb er über die Motivation zum Unternehmertum. Dazu kommen Ausbildungen an der Saïd Business School in Oxford, der Johns Hopkins University und in Harvard.

Jahrgangsbester

Und weil er Jahrgangsbester bei der Reife- und der Diplomprüfung war, ist er Träger des Ehrenrings des Fonds der Wiener Kaufmannschaft. 2017 leistete er seinen Zivildienst bei der Caritas ab, ehrenamtlich engagiert er sich für Flüchtlinge. "Ermutige andere, entzünde die Leidenschaft in ihnen, nimm Unsicherheit an, sei mutig, habe Vertrauen und sei bereit, Rückschläge einzustecken": Auch diese Weisheit hat er für sein Profil ausgewählt. (Astrid Ebenführer, 13.10.2021)