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Erzählt vom Kampf ums Überleben: "Squid Game".

Foto: AP/Netflix/Youngkyu Park

Los Gatos/Wien – Keine Serie wird derzeit so häufig gestreamt wie die Netflix-Produktion "Squid Game" aus Südkorea. In den neun Folgen regiert der Kampf ums Überleben: Knapp 500 hochverschuldete Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen treten in scheinbar harmlosen Kinderspielen gegeneinander an, um ein Preisgeld in Millionenhöhe zu gewinnen. Doch der makabere Wettbewerb duldet keine zweite Chance: Wer es nicht in die nächste Runde schafft, wird umgehend getötet.

International hat die Serie ein riesiges Publikum begeistert, nicht nur im Westen, auch etwa in der Volksrepublik China. Auf der Onlineplattform Weibo, einem Mikroblogging Dienst vergleichbar mit Twitter, haben laut Medienberichten mehr als zwei Milliarden User den Hashtag zu "Squid Game" angeklickt. Dabei ist die Serie in Chinas streng reguliertem Internet offiziell gar nicht erhältlich.

Diplomatischer Streitfall

Die ganz offensichtliche Piraterie mit "Squid Game" entwickelte sich schlussendlich zum diplomatischen Streitfall: Jang Ha-sung, Südkoreas Botschafter in Peking, hat laut Angaben des koreanischen Senders KBS von den chinesischen Behörden verlangt, gegen File-Sharing-Seiten einzugreifen, die die Serie illegal verbreiten.

Weltweit hat die Netflix-Serie zudem zu einem deutlich gesteigerten Interesse am Erlernen der koreanischen Sprache geführt. Anfang Oktober gab das Unternehmen "Duolingo", das Onlinesprachkurse anbietet, bekannt, dass man in den USA seit Serienstart von "Squid Game" im September 40 Prozent mehr Nutzer für Koreanischkurse registriert als noch im Vorjahreszeitraum.

"Squid Game" ist die bisher erfolgreichste Netflix-Produktion mit den höchsten Zuschauerzahlen. Laut Unternehmensangaben erreichte die Serie 111 Mio. Fans nach nur knapp einem Monat seit der Premiere am 17. September. Der vorherige Rekordhalter war das britische Kostümdrama "Bridgerton" gewesen, das ab Dezember 2020 in den ersten 28 Tagen von 82 Millionen Zuschauern gestreamt worden war.

Trailer zu "Squid Game".
Netflix Deutschland, Österreich und Schweiz

Der große Erfolg von "Squid Game" hat zudem zu einem deutlich gesteigerten Interesse am Erlernen der koreanischen Sprache geführt. Anfang Oktober gab das Unternehmen "Duolingo", das Onlinesprachkurse anbietet, bekannt, dass man in den USA seit Serienstart von "Squid Game" im September 40 Prozent mehr Nutzer für Koreanischkurse registriert als noch im Vorjahreszeitraum.

Doch auch zu unschönen Nachahmereffekten ist es bereits gekommen. Laut Medienberichten haben Schüler an einer Schule im belgischen Erquelinnes ihre Version der Serie nachgespielt, wobei die Verlierer regelrecht verprügelt wurden. Die Schulleitung musste sich schließlich per Facebook an die Eltern der Schüler wenden.

Offene Gesellschaftskritik

In seinem Heimatland hat "Squid Game" vor allem wegen seiner offenen Gesellschaftskritik den Zeitgeist getroffen. "Ein Grund, warum das rekordverdächtige Hitdrama von Netflix bei so vielen Menschen Anklang fand, ist, dass es auch ein sozialer Kommentar zu realen Vorfällen in Korea ist", schreibt etwa die Tageszeitung "Korea Herald".

Wachsende Ungleichheit, Diskriminierung sozialer Minderheiten und ein extremer Leistungsdruck: Fast alle großen Gesellschaftsprobleme werden in "Squid Game" aufgegriffen. In einem Interview sagte Regisseur Hwang Dong-hyuk, dass er das "Überlebensspiel als eine Metapher, eine Parabel für die moderne kapitalistische Gesellschaft" darstellen wollte.

Dass die derzeit erfolgreichste Serie ausgerechnet aus Südkorea kommt, ist kein Zufall. Die Regierung in Seoul fördert seit Ende der 90er Jahre gezielt den Kulturexport als wirtschaftliche Wachstumsbranche. Zuletzt hatte das Land große, internationale Erfolge hervorgebracht, allen voran mit der Boyband BTS. (APA, dpa, 13.10.2021)