Facebook steht seit Wochen immer wieder in den Schlagzeilen.

Sophie Zhang, ihres Zeichens ehemalige Facebook-Datenwissenschafterin, äußerte bereits im September 2020 öffentlich Kritik am Unternehmen. Nun teilte sie auf Twitter mit, dass sie einer US-Strafverfolgungsbehörde detaillierte Unterlagen über "mögliche kriminelle Verstöße" zur Verfügung gestellt habe. Sie stünde außerdem für eine Aussage vor dem US-Kongress zur Verfügung.

"Wenn der Kongress wünscht, dass ich aussage, werde ich meine Bürgerpflicht erfüllen, wie ich im letzten halben Jahr öffentlich erklärt habe", betont Zhang auf Twitter erneut, nachdem sie ihre Entschlossenheit zur Aussage bereits in einem CNN-Interview bestätigt hatte. Welche Dokumente Zhang welcher Behörde übergeben hat, ist unbekannt.

Zhangs Blog von Facebook gelöscht

Ihre Motivation erklärt Zhang mit der offensichtlichen parteiübergreifenden Unterstützung für Maßnahmen gegen Facebook, nachdem Frances Haugen, eine weitere Facebook-Whistleblowerin, in einer Kongressanhörung am 5. Oktober über die Sicherheit von Kindern auf Facebook und Instagram ausgesagt hat.

Frances Haugen vor dem US-Kongress.
Foto: EPA

Zhang selbst wurde im August 2020 von Facebook entlassen. Zuvor veröffentlichte sie ein 7.800 Wörter umfassendes Memo, in dem sie darlegte, wie das Unternehmen ihrer Meinung nach autoritären Regimen auf der ganzen Welt die Manipulation seiner Plattform ermöglicht.

"Ich habe Blut an meinen Händen", heißt es in dem Memo. Laut Zhang war der offizielle Grund ihrer Entlassung ihre schlechte Leistung. Nachdem sie das Memo auf ihrer persönlichen Website veröffentlicht hatte, habe Facebook eine Beschwerde an ihren Hosting-Server gerichtet und die Seite daraufhin offline nehmen lassen.

Facebook wehrt sich

In einer Erklärung lässt ein Facebook-Sprecher mitteilen, dass seit 2017 mehr als 150 Netzwerke ausgeschaltet worden seien, die versucht hätten, öffentliche Debatten zu manipulieren. Laut der Erklärung stammten diese aus mehr als 50 Ländern.

Mark Zuckerberg sieht die Vorwürfe als haltlos an.

"Unsere Erfolgsbilanz zeigt, dass wir gegen Missbrauch im Ausland mit der gleichen Intensität vorgehen wie in den USA. Während wir es also für wichtig halten, dass wir zur Rechenschaft gezogen werden, denken wir auch, dass es wichtig ist, den Kontext der Arbeit der verschiedenen Teams hinzuzufügen und zu reagieren, wenn die Arbeit von tausenden Menschen bei Facebook falsch dargestellt wird", heißt es in der Erklärung.

Haugen hatte in ihrer Aussage am 5. Oktober kritisiert, dass Facebook Teams, die nach Missbrauch in anderen Sprachen als Englisch suchen, mit zu wenig Ressourcen ausstatte. Facebook-CEO Mark Zuckerberg veröffentliche vergangene Woche eine Erklärung, in der er angab, dass Haugens Charakterisierung des Unternehmens ein "falsches Bild" zeichne. (Maximilian Leschanz, 14.10.2021)