Der Burgenlandbus fährt die Strecke von und nach Graz bisher haltlos – aber anstandslos mit Badebemäntelten. Ersteres soll sich ändern, Letzteres nicht.

Foto: Burgenland Tourismus

Die Causa prima ist, vorderhand einmal, auf die lange Bank verschoben worden. Dass die türkis-grüne Regierung weitertut, hat unter anderem zur Folge, dass die bereits verkündeten Vorhaben nun auch in Gesetzesform gegossen und damit ins Leben gesetzt werden können: von der Steuerreform bis zum so zäh verhandelten Klimaticket.

Am Nationalfeiertag wird also, wie vorgesehen, dieses sogenannte Klimaticket, das auch den Pendlern Vorteile bringen soll, offiziell in Dienst gestellt.

Ein Bundesland

Eine der wesentlichsten Vorbedingungen dafür war, dass die Ostregion mit ihrem Verkehrsverbund (VOR) zugestimmt hat, dass Niederösterreich und das Burgenland tariflich wie ein Bundesland behandelt werden. So nämlich konnten die Benachteiligungen, die vielen burgenländischen Wien-Pendlern durchs ursprüngliche 1-2-3-Ticket gedroht hätten, vermieden werden.

Freilich gilt das nur für die Wien-Pendler. Wer vom Südburgenland aus ins Steirische pendelt, ist von den finanziellen Segnungen des Klimatickets nicht erfasst. Dabei hat das Burgenland ja gerade in seinem verkehrsmäßig so vernachlässigten Süden einige Anstrengungen unternommen, das öffentliche Arbeitspendeln zu erleichtern.

Preisverhandlung

Mit dem Südburgenlandbus tritt das Land gar als Unternehmer auf. Allerdings: Mit der Steiermark gibt es kein Pendant zum Verkehrsverbund Ostregion, innerhalb dessen die Bus- und Bahntarife gemeinsam geregelt werden könnten.

Der burgenländische rote Verkehrslandesrat Heinrich Dorner und Anton Lang, sein gleichfarbiges steirisches Visavis, verhandeln gerade eine Lösung für das Bundesländer-Randproblem, das sich ja spiegelgleich auch im westlichen Niederösterreich Richtung Linz ergibt. Dorner will jedenfalls bis zum 26. Oktober eine Einigung präsentieren.

"Von Güssing nach Graz", rechnet er vor, "kostet die Jahreskarte zurzeit 1472 Euro. Wir streben einen Preis wie mit Niederösterreich an, also 550 Euro."

Angebote

Der Preis, spricht Dorner das traditionelle südburgenländische Problem an, sei freilich nur das eine. Denn so billig könne das Pendeln gar nicht sein, "nur wenn das Angebot stimmt, werden die Leute auf Öffis umsteigen". Das werde auch entscheidend sein für den Erfolg oder den Misserfolg des Klimatickets. "Da haben wir mit dem Südburgenlandbus eh vorgebaut. Und wir fahren auch mit den ab dem Nationalfeiertag günstigen VOR-Tarifen."

Jetzt freilich bräuchte es eben auch eine entsprechende tarifliche Attraktivierung für alle grenzüberschreitenden Öffis, etwa auch den Postbus. Zumal das Südburgenland ohnehin geplagt wird von einem nicht ganz an den Haaren herbeigezogenen Benachteiligungsgefühl. Es wäre jedenfalls auch im Sinn des Wolfgang Sodl. Er ist roter Bürgermeister in Olbendorf, vor allem aber ist er der Chef des burgenländischen Pendlerforums.

Vielleicht ließen sich in den burgenländisch-steirischen Verhandlungen die daraus erwachsenden verkehrspolitischen Kuriositäten auflösen, auf die Wolfgang Sodl hinweist: "Jenseits der Lafnitz dürfen die burgenländischen Busse nämlich keine Fahrgäste Richtung Graz aufnehmen."

Zwanzig Influencer

Von Graz ins Burgenland und umgekehrt: Das geht, aber eben mit den burgenländischen Bussen. "Ab 26. Oktober gilt hier auf jeden Fall der Klimatarif", heißt es im Büro von Heinrich Dorner, "denn die burgenländischen Busse fahren ja mit VOR-Tarifen". Zwar schon auch ins Steirische, aber eben haltlos bis Graz.

Um die Burgenland-Reise zu bewerben, hat Burgenland Tourismus unlängst zwanzig "Social Media Content Creators" zu einer Busreise von Graz in die Therme nach Bad Tatzmannsdorf eingeladen. Freilich unter einer erschwerenden Bedingung: Die sogenannten Influencer mussten die Reise in lustig-fotogenen Bademänteln antreten. (Wolfgang Weisgram, 14.10.2021)