Im Sonnencafé werden auch wohlhabende Menschen bedient. Die allerdings zum vollen Preis. Von links: Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Landtagspräsidentin Verena Dunst und Johannes Zsifkovits, Geschäftsführer der Soziale Dienste Burgenland GmbH.

Unlängst wurde in Oberwart der erste landesbetriebene Sozialmarkt des Burgenlands eröffnet. Sechs weitere sollen nun schrittweise bis 2023 folgen. Noch heuer wird etwa einer in Mattersburg eröffnet, wo es mit "Mein Laden" seit längerem schon etwas Ähnliches gibt.

In jedem Bezirksvorort sollen nun einkommensschwache – früher hätte man gesagt: arme – Menschen zu deutlich günstigeren Preise Lebensmittel und Drogeriemarktwaren einkaufen können. Aber nicht nur: Im sogenannten "Sonnenmarkt" integriert ist das "Sonnencafé", in dem die registrierten Kunden günstiger am allgemeinen sozialen Leben teilhaben können. "In das Sonnencafé sollen sie erhobenen Hauptes kommen", sagt Landtagspräsidentin Verena Dunst (SPÖ) bei der Eröffnung in Oberwart.

Herzenssache

Betrieben werden diese Märkte und Cafés von der landeseigenen Soziale Dienste GmbH, jeweils in Kooperation mit einer gemeinnützigen Organisation. In Oberwart ist dies die Volkshilfe. Die Fachhochschule Burgenland wird das Projekt wissenschaftlich begleiten.

Die Sozialmärkte sind – beinahe im Wortsinn – eine Herzensangelegenheit des Landeshauptmanns. Er hatte seine Lebensgefährtin als Koordinatorin vorgesehen gehabt. Erst nach einem allgemeinen ungläubigen Kopfschütteln hat er davon abgesehen.

Rotes Muster

Das Konzept hat Hans Peter Doskozil freilich konsequent verfolgt. Immerhin will er ja, gestützt auf seine rote Absolute, das Burgenland zu einem sozialdemokratischen Musterland ummodeln.

Jedenfalls, meint Doskozil, müsse man die zunehmende soziale Schieflage so weit abfedern, wie das auf Landesebene halt möglich ist. "Rund 50.000 Burgenländer und Burgenländerinnen sind armutsgefährdet. Diese Zahl muss uns doch aufrütteln. Es stimmt traurig, dass es einen Sozialmarkt braucht, weil es in unserem Land so viele Menschen gibt, deren Einkommen zu gering ist, um ein Leben in Würde und ohne große finanzielle Sorgen zu führen."

Sein Soziallandesrat, Leonhard Schneemann, ergänzt: "Diese Sozialräume bekämpfen mit ihrem Geschäftsmodell die Armut, sorgen für nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln und dafür, dass mit einem offenen und positiven Umgang jede soziale Stigmatisierung vermieden wird. Das Angebot richtet sich auch an die vielen älteren Menschen, die mit einer Mindestpension auskommen müssen." (wei, 15.10.2021)