Anna Kiesenhofer ist die erste Radsportlerin, die zu Österreichs Sportlerin des Jahres gewählt wurde. Vincent Kriechmayr setzt eine Skitradition fort.

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Sportler des Jahres mit Behinderung: Handbiker Walter Ablinger, der bei den Paralympics Gold und Bronze gewann.

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Sportlerin des Jahres mit Behinderung: Skilangläuferin Carina Edlinger.

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Die Legende.

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Sarah-Maria Baumegger (Schwimmen) und Alexander Flechl (Golf) erhielten die Auszeichnungen als Special-Olympics-Sportler des Jahres.

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Als Trainer des Jahres wurde Gregor Högler geehrt, der Betreuer des Diskus-Olympiadritten Lukas Weißhaidinger.

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Anna Kiesenhofer und Vincent Kriechmayr sind Österreichs Sportlerin und Sportler des Jahres 2021. Die Olympiasiegerin von Tokio wurde am Donnerstag als erste weibliche Radsportlerin mit der Niki genannten Trophäe prämiert. Bei den Männern setzte Kriechmayr die stolze Tradition der Alpinskifahrer fort. Als Mannschaft des Jahres wurde im Wiener Konzerthaus zum vierten Mal in Serie Fußballmeister Red Bull Salzburg geehrt.

Die Lotterien-Sporthilfe-Gala wurde erstmals im Konzerthaus durchgeführt. Prominenter Besucher unter den rund 900 Gästen war Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der die Langläuferin Carina Edlinger und Handbiker Walter Ablinger unter riesigem Applaus als Sportler des Jahres mit Behinderung verkündete. "Ihre Hingabe ist schon ganz etwas Besonderes", sagte Van der Bellen, der von ORF-Moderator Rainer Pariasek angesichts der aktuellen politischen Situation als "Safety-Car im Land" bezeichnet wurde.

Surrealer als der Olympiasieg

Per Voting gesucht und gefunden wurde bei der Jubiläumsgala anlässlich von 50 Jahren Österreichischer Sporthilfe und 25 Jahre Lotterien-Sporthilfe-Gala auch der größte heimische Sportmoment der vergangenen 50 Jahre. "Goldener Moment" ist der Sturz von Skistar Hermann Maier 1998 in Nagano. Für den Salzburger gab es im Saal stehende Ovationen. "Es war jugendlicher Leichtsinn", sagte der sichtlich gerührte Maier mit Tränen in den Augen. Der Salzburger hatte drei Tage nach seinem Jahrhundertsturz in Japan Gold im Super-G und später auch noch im Riesentorlauf gewonnen.

Kiesenhofer (30) enteilte nach ihrem Überraschungssieg von Japan ihren "Konkurrentinnen" nun auch bei der heimischen Sportlerwahl. Mit 1.299 Punkten setzte sich die Mathematikerin und Teilzeit-Rennradfahrerin klar vor Biathlon-Weltmeisterin Lisa Hauser (762) und Ski-Doppelweltmeisterin Katharina Liensberger (641) durch. Als erste Frau gesellt sie sich zum kleinen Kreis unter Pedaleuren, namentlich Richard Menapace (1949), Adolf Christian (1957, ex aequo mit Toni Sailer) und Georg Totschnig (2005), die zuvor bei der seit 1949 durchgeführten Wahl gewonnen hatten.

"Für mich kommt es auf den Geist der Sportart an. Wir versuchen alle unser Bestes", sagte die Überraschungs-Olympiasiegerin auf der Bühne im Kreis einiger von Rekordsiegerin Annemarie Moser-Pröll angeführter prominenter Vorgängerinnen. Der Moment sei surrealer als ihr Olympiasieg, meinte die Niederösterreicherin. "Ich kannte die Wahl der Sportler des Jahres bisher nur vom Hörensagen. Ich hätte mir nie gedacht, dass ich gewinne." Im Vorjahr war der Preis an Leichtathletin Ivona Dadic gegangen.

Siebenter Skisieger in zehn Jahren

Kriechmayr (30), der Doppelweltmeister von Cortina d'Ampezzo, setzte sich bei der unter Mitgliedern der Sportjournalistenvereinigung Sports Media Austria durchgeführten Wahl (265 stimmten ab) mit 837 Punkten vor Lukas Weißhaidinger, dem Diskuswurf-Bronzenen der Tokio-Sommerspiele (629), und Kletter-Weltmeister sowie Olympia-Bronzemedaillengewinner Jakob Schubert (412) durch.

"Es ist eine große Ehre, das gewinnen zu dürfen. Österreich ist nicht das größte Land. Aber wir haben unglaubliche Sportler", sagte Kriechmayr, der Maier als sein Vorbild bezeichnete. "Jetzt schaue ich, dass ich mich auf das erste Weltcuprennen vorbereite, das ist ja in einer Woche", ergänzte der Oberösterreicher mit Blick auf Sölden.

Speed-Spezialist Kriechmayr folgt damit Tennis-Ass Dominic Thiem nach. Zum siebenten Mal in den vergangenen zehn Jahren triumphierte in der Männer-Kategorie ein Skifahrer. Insgesamt ist und bleibt Österreich ein Wintersportland, haben doch 102-mal Aktive aus dem Wintersport (44 Damen, 45 Herren, 13 Mannschaften) und 61-mal aus dem Sommersport (16/24/21) gewonnen.

Ihrem Ruf als Seriensieger gerecht wurden einmal mehr die Kicker von Salzburg. Österreichs Fußballprimus staubte die Trophäe bereits zum vierten Mal in Serie ab – vor dem ÖSV-Skisprungteam der Frauen. "Möge es so weitergehen", sagte Zlatko Junuzovic.

Lamparter ist Aufsteiger

Zum Aufsteiger des Jahres wurde per Publikums-Onlinevoting Johannes Lamparter (Nordische Kombination) gekürt. Sportler mit Herz ist Markus Lahmer. In der Kategorie Special Olympics gewannen Sarah-Maria Baumegger (Schwimmen) und Alexander Flechl (Golf). Trainerpersönlichkeit des Jahres wurde zum bereits dritten Mal Gregor Högler (Leichtathletik), der Coach von Weißhaidinger.

Vom norwegischen Ex-Skistar Aksel Lund Svindal (39) wurden vor der Gala die Fußabdrücke für die Straße der Sieger in Beton verewigt und dabei über den demnächst in die Kinos kommenden Film "Aksel" geplaudert. Dieser beleuchtet die letzten Karrierejahre des fünffachen Weltmeisters und zweifachen Olympia- und Gesamtweltcupsiegers, der 2019 zurückgetreten ist. Auch Österreichs Skilegende Franz Klammer (67), dessen Film "Klammer – Chasing the Line" noch im Oktober zu sehen ist, war wie der ihn verkörpernde Jungschauspieler Julian Waldner Gast der Gala. (APA, red, 14.10.2021)

Wahl zu Österreichs Sportlern des Jahres 2021

Sportler des Jahres:

1. Vincent Kriechmayr (Ski alpin) 837 (83 erste Plätze)
2. Lukas Weißhaidinger (Leichtathletik) 629 (47)
3. Jakob Schubert (Klettern) 412 (22)
4. Johannes Lamparter (Nord. Kombination) 337 (18)
5. Stefan Kraft (Skispringen) 281 (7)
6. Shamil Borchashvili (Judo) 273 (12)
7. Marco Schwarz (Ski alpin) 270 (12)
8. Patrick Konrad (Radsport) 211 (11)
9. Bernd Wiesberger (Golf) 201 (11)
10. Felix Auböck (Schwimmen) 164 (4)
11. David Alaba (Fußball) 146 (6)
12. Jakob Pöltl (Basketball) 109 (7)
13. Christoph Strasser (Radsport) 106 (6)
14. Benjamin Karl (Snowboard) 68 (1)
15. Albin Ouschan (Billard) 63 (3)

Sportlerin des Jahres:

1. Anna Kiesenhofer (Radsport) 1.299 (138)
2. Lisa Hauser (Biathlon) 762 (53)
3. Katharina Liensberger (Ski alpin) 641 (32)
4. Nicole Billa (Fußball) 311 (11)
5. Magdalena Lobnig (Rudern) 254 (5)
6. Michaela Polleres (Judo) 253 (7)
7. Bettina Plank (Karate) 165 (1)
8. Jessica Pilz (Klettern) 131 (1)
9. Anna Gasser (Snowboard) 107 (4)
10. Valentina Höll (Radsport) 98 (1)
11. Sara Marita Kramer (Skispringen) 85 (1)
12. Janine Flock (Skeleton) 80 (3)
13. Ivona Dadic (Leichtathletik) 61 (2)
14. Irina Sadovnik (Radsport) 48 (2)
15. Julia Dujmovits (Snowboard) 46 (2)

Mannschaft des Jahres:

1. FC Red Bull Salzburg (Fußball) 694 (66)
2. ÖSV-Skisprungteam Frauen 454 (30)
3. Johannes Lamparter / Lukas Greiderer (Nordische Kombination) 408 (22)
4. ÖFB-Nationalteam Männer (Fußball) 291 (22)
5. ÖSV-Mixed-Team Biathlon 281 (15)
6. SKN St. Pölten Frauen (Fußball) 209 (13)
7. Thomas Steu / Lorenz Koller (Rodeln/Kunstbahn) 200 (16)
8. Red Bull Racing (Formel 1) 184 (9)
9. KAC (Eishockey) 182 (7)
10. KTM-Team (Motorrad) 179 (9)
11. ÖRV-Mixed-Team (Rodeln/Kunstbahn) 174 (4)
12. Roman Hagara / Hans Peter Steinacher (Segeln) 159 (8)
13. Mensur Suljovic / Rowby-John Rodriguez (Darts) 138 (6)
14. UVC Graz Frauen (Volleyball) 90 (7)
15. Raiders Tirol (American Football) 85 (5)

Punktevergabe: 1. Platz: 7 – 2. Platz: 4 – 3. Platz: 3 – 4. Platz: 2 – 5. Platz: 1

Weitere Kategoriensieger:

Aufsteiger des Jahres: Johannes Lamparter (Nordische Kombination)
Trainer des Jahres: Gregor Högler (Leichtathletik)
Sportler des Jahres mit Behinderung: Walter Ablinger (Handbike)
Sportlerin des Jahres mit Behinderung: Carina Edlinger (Skilanglauf)
Special-Olympics-Sportler des Jahres: Alexander Flechl (Golf)
Special-Olympics-Sportlerin des Jahres: Sarah-Maria Baumegger (Schwimmen)