Demonstranten am vergangenen Wochenende nahe der Köpenicker Straße in Berlin.

Foto: imago images/Future Image

Berlin – Vor der geplanten Räumung des linksautonomen Wagencamps "Köpi" in Berlin-Mitte sind in der Nacht auf Freitag in der Umgebung Autos und Gebäude beschädigt worden. Mehrere Fahrzeuge wurden in Brand gesetzt, sagte eine Polizeisprecherin am frühen Morgen. Bei elf Autos wurden nach ihren Angaben Scheiben eingeworfen, auch auf Gebäude flogen Steine und Farbbeutel, Fenster gingen zu Bruch.

Am Morgen war die Lage den Angaben zufolge ruhig. Einige wenige Unterstützer seien zu ab 5 Uhr angemeldeten Kundgebungen am Rand der abgesperrten Zone um das Gelände gekommen, sagte die Sprecherin. Die Polizei hat nach eigenen Angaben 2.000 Beamte in Berlin im Einsatz, davon 700 aus anderen Bundesländern und von der Bundespolizei.

"Dezentrale Aktionen"

Vergangenes Wochenende hatten bereits hunderte Unterstützer des "Köpi" demonstriert. Zudem kam es in verschiedenen Teilen Berlins immer wieder zu "dezentralen Aktionen", schreibt der "Tagesspiegel". So soll ein Lieferwagen in Lichtenberg und ein Bankomat in Kreuzberg in Brand gesetzt worden sein. Auch soll ein Haus in der Nähe des Wagenplatzes besetzt worden sein. Auf Twitter wird von den Radikalen dazu aufgerufen, keine Bilder und Videos derartiger Aktionen zu posten, dies helfe "nur den Schweinen".

Symbolprojekt

Das Wagencamp auf einem Gelände an der Köpenicker Straße gilt als eines der letzten Symbolprojekte der linken Szene in Berlin. Auf dem rund 2.600 Quadratmeter großen Grundstück neben einem besetzten Haus am ehemaligen Mauerstreifen wohnen etwa 30 Menschen in Bauwagen. Dieses Hinterhaus, das nach dem Fall der Mauer im Jahr 1990 besetzt wurde, soll nicht geräumt werden. Neben Wohnungen in den oberen Stockwerken gibt es im Keller und den unteren Geschoßen einen Konzertraum, eine Kletterwand, eine kleine Sporthalle und ein Kino.

Der Grundstücksbesitzer hatte vor dem Landgericht erfolgreich die Räumung des Wagencamps beantragt, die am Freitag durchgesetzt werden soll. Die Bewohner haben Widerstand angekündigt. Ihnen zufolge soll die Räumung rechtswidrig sein, da der "angebliche Eigentümer eine gefälschte Unterschrift vor Gericht abgegeben" haben soll. (APA, red, 15.10.2021)