Selten wird Elektronikmüll fachgerecht entsorgt.

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Die International Association of Electronic Waste Producer Responsibility Organisations (WEEE-Forum) schätzt die Elektroschrott-Menge des laufenden Jahres auf knapp 57,4 Millionen Tonnen. Vor zwei Jahren waren es noch knapp vier Millionen Tonnen weniger. Sollte sich die aktuelle Entwicklung nicht verändern, könnte die Menge an E-Schrott bis 2030 die 70-Millionen-Tonnen-Marke knacken. Der jährliche Anstieg von drei bis vier Prozent hat laut dem WEEE-Forum mehrere Gründe: Elektronische Geräte werden immer intensiver, aber kürzer genutzt. Die Nutzungszeit eines Geräts habe sich in den vergangenen Jahren stark verkürzt. Durch fest installierte oder verklebte Komponenten werden außerdem Reparaturmöglichkeiten eingeschränkt.

Viele ungenutzte Geräte

In jedem europäischen Haushalt sind beispielsweise durchschnittlich elf von 72 elektronischen Geräten nicht mehr funktionstauglich oder werden nicht mehr genutzt, heißt es in dem Bericht. Nur 14,1 Prozent der Smartphones und Büroelektronik werden eingesammelt, um fachgerecht entsorgt werden zu können. Bei Großgeräten wie Waschmaschinen liegt dieser Wert immerhin bei über 50 Prozent.

Ein Müllberg in Kenia.
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Der Recyclinganteil schwankt zwischen den EU-Staaten stark. In Kroatien wurden 2017 über 80 Prozent des Elektronikabfalls recycelt – in Malta nur 20 Prozent. Recycling von Elektronik müsse einfacher und zugänglicher gemacht werden, heißt es. "Solange die Bürger ihren Elektroschrott nicht zurückgeben, verkaufen oder spenden, müssen wir weiterhin neue Rohmaterialien fördern, mit großem Schaden für die Umwelt", sagt Pascal Leroy, Direktor des WEEE Forums.

EU sieht Problematik und Chance

Der EU-Kommissar für Umwelt, Meere und Fischerei, Virginijus Sinkevičius, bezeichnet den Elektronikschrott als Chance, um Klimaziele zu erreichen. Der E-Schrott sollte als kostbarer Rohstoff begriffen werden, denn jede recycelte Tonne Elektroschrott entspricht der Vermeidung von etwa zwei Tonnen Treibhausgase. In einer Million Smartphones befinden sich rund 15 Tonnen Kupfer, 350 Kilogramm Silber und 14 Kilogramm Palladium. Sollten diese Materialien nicht recycelt werden, bleibt nur die Option, die Rohstoffe aus Minen neu zu gewinnen.

Aufgrund mangelnder Reparaturmöglichkeiten ersetzen viele Konsumenten ihre alten Geräte.
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Solange die neu erschürften Metalle auf dem Markt allerdings günstiger zu haben sind als Recyclingmetalle, lohnt sich das Geschäft mit teuren Recyclingfabriken nicht. Einige NGOs fordern deshalb verpflichtende Vorgaben für höhere Recyclingquoten. (max, 15.10.2021)