Erkrankt man während der Schwangerschaft an Covid, kann das schwerwiegende Folgen für Mutter und Baby haben.

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Das Baby soll gesund sein, das ist das größte Anliegen von werdenden Müttern und Vätern. Und man tut auch alles dafür. Das Coronavirus bringt da einige in ein Dilemma, denn so manche haben die – durchaus nachvollziehbare – Sorge, dass eine Impfung dem Fötus schaden könnte. Andererseits haben Frauen, die in der Schwangerschaft an Corona erkranken, ein dreifach erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf. Und es kann sich auch auf die Gesundheit des Babys auswirken. Was also tun?

Was bei einigen die Bedenken auslöst: Die Impfung für werdende Mütter ist nach wie vor ein Off-Label-Use, das heißt, sie ist für die Anwendung in der Schwangerschaft nicht offiziell zugelassen. Das liegt daran, dass Schwangere in Zulassungsstudien nicht eingebunden werden. Doch mittlerweile gibt es jede Menge Daten von hunderttausenden Frauen und zahlreiche Studien, die die Auswirkungen der Covid-19-Impfung auf Fruchtbarkeit und Schwangerschaft untersuchen.

Zuletzt haben die CDC, die US Centers for Disease Control and Prevention, Ende September einen ausführlichen Bericht veröffentlicht, der gezielt die Daten von Schwangeren untersucht hat. Die Daten von insgesamt 5.096 Frauen wurden dafür über das V-safe-Programm, eine App der CDC, über die man seine Daten rund um die Impfung eingeben kann, ausgewertet. Die Frauen befanden sich in unterschiedlichen Stadien der Schwangerschaft.

Kein erhöhtes Risiko für Fehlgeburt

2.456 Frauen in der Studie waren vor der 20. Schwangerschaftswoche geimpft worden, die übrigen danach. Bei allen Frauen zeigte sich kein erhöhtes Risiko für Fehlgeburt, die Rate war in etwa gleich mit jener nicht geimpfter Frauen. Als Vergleich dazu wurden zwei ähnliche Studien aus früheren Jahren ohne Impfung herangezogen.

Mittlerweile wurden 1.634 Babys der teilnehmenden Frauen geboren. 70 Prozent der Mütter waren im dritten Trimester geimpft worden, 30 Prozent im zweiten Trimester. Bei allen Babys war der Anteil der Frühgeburten, der zu kleinen Babys, jener, die auf der Frühgeburtenstation behandelt werden mussten und die Zahl der plötzlich verstorbenen Babys ganz normal im Verhältnis zu Neugeborenen der Mütter aus den anderen beiden Studien.

Insgesamt 45 Babys wurden mit einem gesundheitlichen Problem geboren wie Trisomie 21, Herzkreislauferkrankung oder einem anderen. Auch diese Zahlen sind vergleichbar mit Erkrankungen bei Geburt von ungeimpften Schwangeren. Darüber hinaus gab es keine Häufung eines bestimmten Problems, die Defekte waren gleichmäßig verteilt.

Eine Studie, die im "Journal of the American Medical Association" (JAMA) veröffentlicht wurde, bestätigt die Erkenntnisse aus der V-safe-App rund um Fehlgeburt. Bei 105.446 Schwangeren waren die Zahlen der Fehlgeburten innerhalb der ungeimpften Gruppe und bei in der Schwangerschaft geimpften Müttern im Verhältnis gleich hoch. Mehr Fehlgeburten hatten ältere Mütter (ab 35), aber auch diese höheren Zahlen sind unabhängig vom Impfstatus, mit dem Alter der Schwangeren steigt nämlich das Risiko für eine Fehlgeburt.

Eine weitere Auswertung des V-safe-Programms vom September 2021 untersucht die Anzahl der Totgeburten im Zusammenhang mit der Impfung. Für diese Auswertung wurden die Daten von 122.998 Schwangeren im Zeitraum 14. Dezember 2020 bis 31. Juli 2021 ausgewertet. 54.390 davon hatten sich während der Schwangerschaft impfen lassen, 16.970 bereits davor.

Insgesamt erlitten 604 Frauen eine Totgeburt. Nach bereinigten Daten war bei 26 Totgeburten die Mutter im Vorfeld gegen Covid-19 geimpft worden. Bis auf einen Fall war bei allen im Vorfeld ein Risikofaktor für Totgeburt bekannt, etwa ein Knoten in der Nabelschnur, eine bakterielle Infektion während der Schwangerschaft oder eine Vorerkrankung der Mutter wie Diabetes.

Gesund geborene Babys

Eine der Fragen, die man erst jetzt anfangen kann zu erforschen, ist, welche potenziellen Auswirkungen eine Covid-Impfung während der Schwangerschaft auf die Babys nach der Geburt und im weiteren Leben hat. "Logischerweise haben wir dazu noch keine Daten", betont die britische Immunologin Victoria Male vom Imperial College in London. Ihr Forschungsgebiet ist die Immunologie in der Reproduktion, sie wertet permanent Studien zum Thema aus und klärt auf ihrem Twitter-Account @VikiLovesFACS rund um Schwangerschaft, Covid und Impfung auf. "Die Neugeborenen, die in Studien erfasst werden, sind gesund, aber das muss natürlich weiter erforscht werden."

Einer der Gründe dafür ist, dass die Impfung nicht über die Plazentaschranke in den Fötus geht, wie bereits in einer Studie, publiziert im "Journal of Clinical Investigation", nachgewiesen wurde. "Dadurch besteht natürlich auch wenig Chance, dass die Impfung im Fötus etwas auslösen kann", betont Male. Und weiter: "Auf Basis dieser Erkenntnisse können wir wirklich davon ausgehen, dass die Langzeitfolgen der Impfung für Babys ähnlich sind wie bei anderen routinemäßig in der Schwangerschaft verabreichten Impfungen. Und da wurden nie welche festgestellt."

Aufgrund dieser Erkenntnisse spricht sich die Österreichische Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie (OEGGG) in ihren Guidelines für die Impfung für Schwangere ab dem zweiten Trimester aus. Für Frauen mit Covid-Risikofaktoren wird sie sogar ausdrücklich empfohlen.

Anders als offensichtlich die Impfung, kann nämlich eine Corona-Infektion schwerwiegende Folgen für Mutter und Ungeborenes haben. "Etwa 15 Prozent der Schwangeren, die sich mit Corona infizieren, haben einen schweren Verlauf, das sind dreimal so viele wie nicht Schwangere in diesem Alter", erklärte Angela Ramoni, Leiterin der Geburtshilfe an der Tirol-Klinik, gegenüber dem ORF. Etwa ein Drittel dieser 15 Prozent müsse sogar auf der Intensivstation betreut werden. Das bestätigt auch eine Studie zu Risikofaktoren durch Corona-Infektion für werdende Mütter und die ungeborenen Kinder, die im Fachjournal "The BMJ" erschienen ist.

Erkrankte Mütter leiden öfter unter Präeklampsie, früher auch bekannt als Schwangerschaftsvergiftung, und haben öfter Frühgeburten – beides Voraussetzungen, die zu gesundheitlichen Langzeitfolgen für die Babys führen können. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Entzündung durch das Virus die Plazenta befallen kann. Dadurch könne sich die Trennmembran verdicken, über die der Sauerstoffaustausch mit dem Fötus erfolge. Das würde Komplikationen wie mangelndes Wachstum und verfrühte Wehen erklären. (Pia Kruckenhauser, 18.10.2021)