Überwachung mithilfe von Gesichtserkennung wird laufend in Moskau erweitert.

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Wer in Moskau mit der U-Bahn fährt, muss kein Ticket kaufen, oder überhaupt in irgendeiner Form Bargeld, das Handy oder die Karte herhalten – denn als Zahlungsmittel reicht das eigene Gesicht. In 240 Stationen der russischen Hauptstadt ist das System "FacePay" gestartet. Den Behörden zufolge handelt es sich damit um das weltweit erste massenhaft eingesetzte System, bei dem Bürgerinnen und Bürger anhand von Gesichtserkennungstechnologie zahlen. Dafür ist es lediglich notwendig, ein Personenfoto, die Banknummer und den Fahrschein in der App des öffentlichen Nahverkehrs hochzuladen. Dann reiche es, so bewirbt es der Moskauer Bürgermeister Sergey Sobyanin, kurz in die Kamera zu blicken, wenn man die Personenschleuse passiert.

Privatsphärebedenken

Die Behördenerwarten, dass ungefähr 15 Prozent der Passagiere dieses System in den kommenden drei Jahren nutzen werden, berichtet der "Guardian". Begründet wird der Einsatz damit, dass so die Kontrolle viel rascher erfolgen soll. Bei Datenschützern sorgt das System allerdings für viele Bedenken. Vor allem die Privatsphäre würde damit in Gefahr geraten, befürchtet etwa die russische Bürgerrechtsorganisation Roskomsvoboda, die sich vor allem mit digitalen Rechten befasst.

Die Behörden versprechen, dass die Daten von Passagieren "sicher verschlüsselt" seien. Die Organisation fordert aber volle Transparenz. "Hier handelt es sich um einen gefährlichen neuen Schritt innerhalb von Russlands Plänen, seine Bürger zu kontrollieren", lautet die Kritik.

Überwachung

Immer autoritärer werde das Land, und immer ähnlicher zu China, das Gesichtserkennung "gemeistert" habe. Da die Moskauer U-Bahn eine öffentliche Institution sei, gebe es keine Garantie, dass Sicherheitsbehörden Zugriff auf die Informationen erhalten.

Überwachung mithilfe von Gesichtserkennung wird laufend in Moskau erweitert: Mehr als 175.000 Geräte spähen den öffentlichen Raum aus. Menschenrechtsorganisationen hatten kritisiert, dass die Kameras eingesetzt würden, um Besucher von Demonstrationen, die sich gegen die russische Regierung richten, auszuspähen. (red, 16.10.2021)