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Das Special hat sowohl in sozialen Medien vielfach für Kritik gesorgt, aber auch NGOs wie "GLAAD", ein Non-Profit, das LGBTQ+-Feindlichkeit innerhalb der Medienindustrie beobachtet, haben die Produktion als transphob kritisiert.

Foto: Charles Sykes/Invision/AP

Es könnte eine der größten Kontroversen sein, mit denen Netflix je konfrontiert war. Begonnen hat alles mit einem Comedy-Standup-Special, eine der Spezialitäten des Streaming-Giganten, die vor allem in den USA besonders große Popularität genießen. Dafür angeheuert wurde der Comedian Dave Chappelle, der in der Vergangenheit mehrere Emmys gewonnen hat. Zumindest was Resonanz betrifft, war "The Closer" ein Erfolg: In den USA führt es seit seiner Veröffentlichung am fünften Oktober mehrfach die Top-10-Liste der meistgesehenen Inhalte an.

"TERF"

Doch gleichzeitig ist kaum eine Produktion so umstritten: In dem Beitrag macht sich Chappelle mehrfach über Trans-Personen lustig – unter anderem sei es Fake, Trans zu sein. Auch bezeichnet er sich selbst als "Team TERF", also als "Trans-exclusionary radical feminist" – vereinfacht erklärt eine Person, die Trans-Personen im Einsatz für mehr Gleichstellung zwischen Männern und Frauen nicht einbindet und anerkennt. Stattdessen sind Anhänger dieser Fraktion der Ansicht, dass das biologische Geschlecht einer Frau ihr Frausein bestimmt und sich das auch nicht ändern könne – somit seien Trans-Frauen keine Frauen.

In dem Beitrag stellt er sich auf die Seite der Autorin J.K. Rowling, die aufgrund transfeindlicher Aussagen umstritten ist. Zudem macht er sich über die Genitalien von Trans-Personen lustig und vergleicht Trans-Frauen mit Personen, die "Blackfacing" betreiben – also eigentlich weiß sind und sich schwarz anmalen. Chappelle ist dafür bekannt, in seinen Aufführungen kontroverse Aussagen zu tätigen.

Das Special hat sowohl in sozialen Medien vielfach für Aufregung gesorgt, aber auch NGOs wie "GLAAD", ein Non-Profit, das LGBTQ+-Feindlichkeit innerhalb der Medienindustrie beobachtet, haben die Produktion als transphob kritisiert. Durch die Veröffentlichung, so lautet der Vorwurf an Netflix, würde der Konzern Hass gegen Trans-Menschen befeuern. In zahlreichen US-Medien, darunter "Variety", "The Verge" und der "New York Times" wurde diese Kritik wiedergegeben – und auch intern ist das Special selbst, aber auch die Veröffentlichung uns Finanzierung durch den Streaminggiganten, höchst umstritten.

Mitarbeiter suspendiert

Vor einigen Tagen sprachen sich mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter öffentlich dagegen aus, dass der Streamingdienst derartige Thesen finanziert und weiterverbreitet. Der Konzern suspendierte daraufhin jene Angestellten, die das taten, nahm den Schritt aber nach weiterer kritischer Berichterstattung wieder zurück. Intern verteidigte Sarandos die Veröffentlichung von "The Closer" damit, dass Inhalte "auf dem Bildschirm nicht direkt zu Schäden in der realen Welt" führen würden.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisierten das Vorgehen.

Er verglich das mit Waffengewalt, die in den vergangenen Jahrzehnten medial sehr viel aufgegriffen werde – und heimste damit weitere Kritik durch manche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein, die den Vergleich als ungerechtfertigt empfinden. Teile der Belegschaft wollen mit einem "Walkout" in der kommenden Woche streiken.

Nun spinnt sich die Kontroverse weiter: Mittlerweile wurde ein Mitarbeiter des Konzerns gekündigt. Der Grund: Er oder sie habe "vertrauliche, heikle Informationen" außerhalb des Konzerns getragen. Konkret sei öffentlich gemacht worden, wieviel das Special gekostet hat. In einem Bericht von "Bloomberg" hieß es, dass Netflix rund 24,1 Millionen US-Dollar dafür ausgegeben hat. (muz, 16.10.2021)