Ein russischer Konvoi im März 2017 auf dem Weg Richtung ukrainische Grenze.

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Kiew/Moskau/Wien – In der Ostukraine werden nach Angaben der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) Menschenrechtsbeobachter von pro-russischen Rebellen festgehalten. Die OSZE-Mitarbeiter würden daran gehindert, ihr Hotel zu verlassen, teilte die Organisation am Montag mit. Die Rebellen würden so versuchen, einen vom ukrainischen Militär gefangen genommenen Offizier freizubekommen.

In einer Erklärung der OSZE-Beobachtermission Special Monitoring Mission (SMM) heißt es, die Zufahrtstore zum Stützpunkt der OSZE-Beobachter in der von Rebellen kontrollierten Stadt Horliwka seien mit einer Kette und einem Vorhängeschloss abgesperrt worden. Der Besitzer des Hotels soll den Beobachtern unter Berufung auf Befehle des Bürgermeisters von Horliwka mitgeteilt haben, dass sie das Gelände nicht mehr verlassen dürften. Dies gelte so lange, bis der gefangen genommene Rebellen-Offizier Andrej Kojsak wieder auf freiem Fuß sei.

Einsatz in Donezk ausgesetzt

Kojsak war nach Angaben der Rebellen am Mittwochabend in Gewahrsam genommen worden, als er in der Nähe der Front an der Überwachung der Feuerpause zwischen den Konfliktparteien beteiligt war. Das Verteidigungsministerium in Kiew teilte mit, Kosjak sei ein russischer Bürger und gehöre zu einer Gruppe russischer Soldaten, die eine verdeckte Aufklärungsaktion ausgeführt hätten.

Am Sonntagabend hatte die OSZE bereits den SMM-Einsatz in der knapp 50 Kilometer von Horliwka entfernten Stadt Donezk aus Sicherheitsgründen ausgesetzt. Rund 200 Separatisten hatten gegen die Gefangennahme von Kosjak protestiert, und mehrere unbewaffnete Männer sollen vor dem Eingang eines Hotels Position bezogen haben, in dem SMM-Beobachter wohnen. Die Arbeit der SMM sei wegen Sicherheitsbedenken und entsprechender Regeln eingestellt worden, hatte der Leiter des Einsatzes, Yasar Halit Çevik, Reuters gesagt. Die Beobachter hätten sich aber nicht von den Demonstranten bedroht gefühlt.

Der Konflikt in der Ostukraine reicht ins Jahr 2014 zurück. Damals hatte Russland die ukrainische Halbinsel Krim annektiert und dies damit begründet, dass die dortige russische Bevölkerungsgruppe geschützt werden müsse. Zuvor war der pro-russische Präsident der Ukraine, Viktor Janukowitsch, im Zuge von Massenprotesten gestürzt worden. 2014 wurde auch die SMM-Mission mit dem Ziel gestartet, den Dialog zwischen Separatisten und Regierungstruppen zu erleichtern.

In der Ostukraine besteht eine Waffenruhe, gegen die aber immer wieder verstoßen wird. Bei den Kämpfen zwischen ukrainischen Soldaten und pro-russischen Separatisten wurden bisher rund 14.000 Menschen getötet. Die Regierung in Kiew wirft dem Nachbarland vor, den Konflikt zu schüren und Truppen in der Ostukraine stationiert zu haben. Russland bestreitet dies. (APA, red, 18.10.2021)