Jazztrompeter Wynton Marsalis.

Foto: Piper Ferguson

Wien – Strauss, Britten, Bernstein, Boulez, in jüngerer Zeit Olga Neuwirth und Patricia Kopatchinskaja: Sie alle sind Ehrenmitglieder des Wiener Konzerthauses, zu denen sich nun Wynton Marsalis hinzugesellt hat. Am Montag ist er 60 geworden, beim "Happy birthday concert" hat er vorgefeiert und Kostproben seines (jüngeren) Schaffens präsentiert. Da hörte man – mit dem Jazz at Lincoln Center Orchestra – gläubige Verwurzelung (Offertory aus The Abyssinian Mass), Seitenhiebe auf die Mächtigen (The Monkey King’s March) und Stellungnahmen gegen Rassismus (The Ever Fonky Lowdown).

Gegen Ungerechtigkeit

Als Trompeter pflegt Marsalis einen strahlenden, schlanken Trompetensound. Er ist aber auch ein Virtuose der Dämpfer- und sonstiger raffinierter Soundeffekte – und des Spontanen. Das zeigte sich etwa auch, als er über das vom Orchestra intonierte Happy Birthday, in der letzten Reihe sitzend, mit launiger Zurückhaltung improvisierte.

Konzerthaus-Chef Matthias Naske betonte übrigens, dass die Auszeichnung sowohl dem musikalischen wie auch dem sozialen Engagement Marsalis’ gilt, der etwa im Vorjahr in einem Interview formulierte: "Steh auf gegen Ungerechtigkeit. Es gibt unzählige kleine korrupte Handlungen. Wenn du so etwas bei dir selbst oder bei anderen bemerkst, handle!" (Daniel Ender, 18.10.2021)