Der Eingang der STA in Ljubljana.

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Ljubljana – Die finanziell bedrängte slowenische Nachrichtenagentur STA hat einen neuen Direktor. Der Aufsichtsrat hat am Montag den früheren Generaldirektor des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (RTVS), Igor Kadunc, zum neuen Agenturchef bestellt. Er soll sein Amt im Jänner 2022 antreten, die STA aberschon ab Ende Oktober interimistisch leiten, berichten slowenische Medien. Vorgänger Bojan Veselinovic war nach einem monatelangen Finanzstreit mit der Regierung zurückgetreten.

STA-Aufsichtsratschef Mladen Tercelj erwartet, dass der neue Direktor "frische Energie" bringen werde, um die Gespräche über die Finanzierung mit der Regierung wieder aufnehmen zu können. Er hoffe, dass die Gespräche konstruktiv sein werden, wurde Tercelj von der STA zitiert. Kadunc hatte sich als einziger Kandidat für den Chefposten beworben.

Veselinovic' Amtszeit wäre mit Jahresende ausgelaufen. Er trat Ende September zurück, nachdem Verhandlungen mit dem zuständigen Presseamt der Regierung (UKOM) über einen Jahresvertrag für das heurige Jahr erfolglos blieben. Die Regierung macht den Vertragsabschluss zur Bedingung für die Auszahlung von Geldern an die STA. Die Agentur muss seit 291 Tagen ohne staatliche Zuwendungen auskommen, weswegen sie akut von der Insolvenz bedroht ist.

Veselinovic warf dem Presseamt vor, die Agentur mit Vertragsbedingungen zu erpressen, die sowohl in geschäftlicher als auch in journalistischer Hinsicht schädlich seien. Der Direktor war dem rechtskonservativen Premier Janez Jansa und UKOM-Chef Uros Urbanija seit langem ein Dorn im Auge. Jansa bezeichnete ihn als "politisches Werkzeug der extremen Linken" und forderte bereits im Vorjahr seine Ablöse.

Auch der neue Direktor scheint nicht in Jansas Gunst zu stehen. Neulich teilte der Premier auf Twitter einen Artikel des regierungsnahen Portals Nova24TV, wonach Kadunc die Ausschreibungskriterien für den STA-Posten gar nicht erfülle, weil er keine Fremdsprache beherrsche. Auch Urbanija stellte am Montag auf Twitter die Sprachkenntnisse des neuen Direktors infrage. Schon während seiner Zeit beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk war er mehrmals Twitter-Attacken Jansas und seiner Anhänger ausgesetzt. Eine zweite Amtszeit als RTVS-Generaldirektor bekam Kadunc nicht, zu Jahresbeginn wurde der regierungsnahe damalige Rundfunk-Aufsichtsratschef Andrej Grah Whatmough zu seinem Nachfolger bestellt.

Die STA-Belegschaft teilte indes mit, dass sie vom neuen Direktor eine Regelung der finanziellen Lage der Agentur sowie die Bewahrung der redaktionellen Autonomie erwarte. Denselben Wunsch äußerten die Mitarbeiter gegenüber der Regierung als STA-Eigentümer. Mit Blick auf die angedeuteten Bedenken gegenüber Kadunc,hofft man in der Nachrichtenagentur, dass die Regierung diese nicht als Vorwand benützen werde, um der STA weiterhin die Finanzierung zu verweigern. (APA, 18.10.2021)