Die Venus von Willendorf wurde schon einmal von Facebook zensiert.

Foto: APA/Neubauer

Die Venus von Willendorf, "Die Freiheit führt das Volk" des Malers Eugéne Delacroix, oder das historische Foto "Napalm Girl" aus dem Vietnamkrieg: Immer wieder springen die Filter von Facebook und anderen sozialen Medien an, wo sie es eigentlich gar nicht sollten. Der Grund: Zu viel Nacktheit, die die Seiten verbieten. Da die Algorithmen keinen Kontext erkennen können, werden häufig derartige Werke fälschlicherweise als problematisch erkannt und gesperrt. Den Wiener Museen ist das offenbar zu blöd – weswegen man kurzerhand zur Plattform "Onlyfans" gezogen ist, die für ihre erotischen bzw. pornografischen Inhalte bekannt ist.

Vienna

"Welle der Prüderie"

Dort hat man seit September bereits einige Werke von Künstlerinnen und Künstlern wie Egon Schiele, Koloman Moser, Richard Gerstl und Konsorten online ausgestellt. Der Wiener Tourismusverband verweisen in einer Presseaussendung darauf, dass auch 100 Jahre später ihr Kampf gegen Zensur "noch nicht ausgefochten sei". Seiten wie Instagram und Facebook entfernen "unanständige" Inhalte mit einem strengen Blick.

"Wien und seine kulturellen Institutionen sind immer wieder Opfer dieser neuen Welle der Prüderie geworden", kritisiert der Verband. Manche "Wiederholungstäter", also Seiten, deren Inhalte mehrfach ungerechtfertigterweise entfernt wurden, wurden sogar temporär blockiert. Wohl auch aus Angst, dass es zu einer permanenten Sperre kommen könnte, werden nun zumindest explizitere Inhalte via Onlyfans verbreitet.

Um die Inhalte sehen zu können ist ein Abo in Höhe von rund fünf US-Dollar pro Monat beziehungsweise drei Dollar im ersten Monat notwendig. Im Gegenzug erhalten Interessierte zusätzlich zu dem Zugriff auf die Werke eine Vienna City Card, die sich an Touristinnen und Touristen richtet.

Onlyfans wollte Nacktheit verbieten

Sie ermöglicht für 24 Stunden freie Fahrt in Wien, sowie Rabatte für unterschiedlichste touristische Angebote – normalerweise kostet die Karte 17 Euro. Alternativ bietet ein Monatsabo ein Ticket zu einem der Museen, die an der Aktion teilnehmen, darunter das Kunsthistorische Museum, das Naturhistorische Museum oder die Albertina.

Onlyfans selbst dürfte sich über den Umzug freuen: Schließlich hatte die Plattform erst im August versucht, pornografische Inhalte zu verbieten, weil man die eigene Marke auffrischen wollte. Nach zahlreicher Kritik nahm die Seite das aber wieder zurück. Vor allem Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter hatten sich in ihrer Existenz bedroht gefühlt. Zuvor hatten sowohl Tumblr wie auch Twitter ein Pornografieverbot durchgezogen und viele Inhaltsschaffende so zu der Seite getrieben. (red, 19.10.2021)