Wifo und IHS (im Bild: Christoph Badelt und Ex-IHS-Chef Martin Kocher) und WIIW werden ihre Basisabgeltung künftig nicht mehr automatisch bekommen.

Foto: APA/Jäger

Warm anziehen werden sie sich müssen, die neuen Chefs von Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo; geleitet von Gabriel Felbermayr) und Institut für Höhere Studien (IHS; künftig von Lars Feld geführt) – und enger wird es für das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW). Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB), die neben dem Finanzministerium seit 1986 der zweite größte Geldgeber der Institute ist, stellt ihre Förderungsregime radikal um. Das hat das Direktorium unter Robert Holzmann beschlossen und der Generalrat, das Aufsichtsgremium der OeNB, wird es in seiner Sitzung diesen Donnerstag absegnen.

Im Jahr 2022 bleibt zwar noch alles gleich, das heißt, die drei Institute bekommen eine ähnliche Förderung wie in den vergangenen Jahren. Zuletzt, 2020, waren das beim Wifo 1,734 Millionen Euro im Jahr, beim IHS 1,3 Millionen und beim WIIW 600.000 Euro. Diese Basisabgeltung wird für 2022 angepasst, sie steigt auf 1,85 Millionen Euro (Wifo,) 1,5 Millionen (IHS) sowie auf 630.000 Euro für das WIIW. Macht in Summe 3,98 Millionen Euro.

Experten reden mit

Für die Zeit danach aber wird die OeNB ihre Förderstrategie in Richtung mehr Wettbewerb umstellen – das heißt, ihr Wirtschaftsforschungsbudget ausschreiben, sodass sich auch andere Einrichtungen darum bemühen können. Anders gesagt: Wifo, IHS und WIIW werden nicht automatisch gefördert und Studienaufträge bekommen, ab 2023 gibt es für sie keine Basisabgeltung mehr.

Wie DER STANDARD aus OeNB-Kreisen erfahren hat, wird zur Beurteilung der Förderwürdigkeit, die an strengen wissenschaftlichen Kriterien gemessen wird, der Institute ein Expertengremium auf Basis von Gutachten entscheiden. Wer da aller drin sitzen wird, das ist noch nicht entschieden. So wie künftig auch ausländische Institute zum Zug kommen könnten, um aus dem "österreichischen Biotop" rauszukommen, so sollen auch ausländische Experten in diesem Gremium vertreten sein, heißt es in der OeNB.

Die erste neue Förderperiode läuft von 2022 bis 2024, in dieser Zeit wird die Nationalbank gemäß ihren Planungen rund zwölf Millionen Euro in Summe fürs Forschungssponsoring springen lassen. Schon im ersten Quartal des kommenden Jahres soll die erste Ausschreibung erfolgen, die Entscheidung über den Zuschlag dann im September 2022 fallen. Und: Sollten Wifo, IHS oder WIIW der Notenbank dabei nicht als förderwürdig erscheinen, gibt es ab da auch kein Geld mehr von der OeNB. Sollten die Institute 2022 die Ausschreibung aber gewinnen, würde ihre jeweilige Basisabgeltung für 2022 auf die Auftragssummen angerechnet werden.

Ursprünglicher Kürzungsplan abgeschwächt

Mit diesem Vorgehen kommt das Direktorium den drei Instituten bei ihrer Planungssicherheit entgegen. Ursprünglich war nämlich wie berichtet vorgesehen gewesen, die Basisabgeltung der drei Institute bereits 2022 um zwei Drittel zu kürzen. Der Plan wurde in letzter Sekunde revidiert, nicht zuletzt, weil die neuen Institutschefs bei ihren Vertragsverhandlungen mit anderen Rahmenbedingungen gerechnet hatten.

Seitens des Finanzministeriums soll es unter Türkis-Blau Druck auf die Institute gegeben haben, das stellt sich anlässlich der Aufarbeitung der Ära Kurz heraus. Wifo-Chef Christoph Badelt sprach in "Profil" davon, Thomas Schmid habe bereits im Wahlkampf 2017 mit der Ankündigung der Streichung von einer Million Euro Druck gemacht. Und Ex-ÖPV-Politiker und IHS-Präsident Franz Fischler machte via Ö1 publik, der Generalsekretär im Finanzministerium, Schmid, habe Ende 2015/ Anfang 2016 Einfluss auf die Wahl des neuen IHS-Chefs nehmen wollen. (Renate Graber, 20.10.2021)