Das Display ist wesentlich heller geworden – auch im Vergleich zum Vorjahr.

Foto: STANDARD, aam

Das neue Display der Apple Watch Series 7 leuchtet mindestens genauso wie die Augen eines Kindes, das vor einem Süßwarenladen steht. Im Vergleich zum direkten Vorgänger ist es deutlich größer, heller und stabiler. Dazu kommt die gewohnt umfangreiche Feature-Liste, die Apple mit watchOS aktuell bietet. Nur einen stärkeren Akku, auf den wartet man weiterhin vergebens.

Größenvergleich

Es ist schon erstaunlich, wie viel 20 Prozent sein können. Legt man die Series 7 neben ihren Vorgänger, wirkt es, als würde man ein Vergrößerungsglas auf die neue Uhr legen. So sind Details besser erkennbar und sogar mehrere Anzeigen gleichzeitig möglich – etwa Uhrzeit, Wetter, Kompass und die an diesem Tag absolvierten Schritte. Speziell, wenn man bisher ein noch älteres Modell nutzte, etwa eine Series 3, die noch immer von Apple verkauft wird, ist das Display im Vergleich sogar um 50 Prozent größer.

Zahlreiche Apps lassen sich direkt über die Smartwatch ansteuern, Kopfhörer können direkt verbunden werden.
Foto: STANDARD, aam

Das Mehr an Platz lässt Apps leichter auswählen, und auf der Series 7 findet sich sogar eine kleine Tastatur. Lustig zu bedienen ist diese nicht, weshalb Leute, die wirklich via Watch Textnachrichten verschicken wollen, besser den gut funktionierenden Sprachassistent Siri nutzen sollten.

Das neue Watchface "Kontur" ist eher Gimmick, um die neue Größe des Displays zu feiern. Wenn sich die Ziffern an den Rand schmiegen, dann sieht das optisch ansprechend aus, sinnvoller sind allerdings Anzeigen mit mehr Informationen. Hier kommt das neue Modular-Dual-Watchface ins Spiel, das mit Anzeigen richtig vollgestopft werden kann. Wer Wetter, Uhrzeit, Kompass, Schrittzahl des Tages und mehr auf einen Blick haben will, der ist hier richtig. In der Praxis sieht man hier schnell die wichtigsten Informationen, für mehr Details klickt man sich in die jeweilige App.

Ein paar Fakten noch zum generellen Design. Die Uhr, die das Display halten darf, ist an manchen Stellen einen Hauch abgeflachter als im Vorjahr, das Glas soll in diesem Jahr 50 Prozent dicker sein, was mehr Stabilität versprechen soll. Im Test wurde die Uhr nicht mutwillig zerkratzt, nur manchmal musste sie unvorsichtig Türrahmen oder Tischkanten touchieren. Kratzer waren nach diesen Zusammenstößen nicht zu sehen, obwohl nur in den Edelstahl- und Titan-Varianten Saphir-Glas verbaut ist. Die Aluminium-Version muss wie bisher mit dem sogenannten ion-X-Glas auskommen, das aus einem Stück Glas hergestellt wird und für Gebrauchsspuren grundsätzlich empfänglicher ist.

Erstmals ist auch der Staubschutz bei der Apple Watch IP6-X zertifiziert, wasserdicht soll die Uhr bis 50 Meter sein (WR50). Selbst salziges Meerwasser macht der Uhr nichts, auch wenn man sie danach vielleicht mit klarem Wasser abspülen sollte.

Kein Dauerbrenner

Generell macht es Spaß, die Uhr zu nutzen, was sicher auch an der besseren Bedienbarkeit aufgrund der Größe liegt, aber auch an der schnellen Reaktionszeit. Auch wenn "nur" der S7-Prozessor vom Vorjahr in dem kleinen Gehäuse werkt, kann jede Funktion ohne Verzögerung aktiviert werden.

Die gebotene Rechenleistung beziehungsweise Funktionsvielfalt kommt jedoch nicht ohne Preis – der noch immer überschaubar langen Akkulaufzeit. Noch immer hält die Uhr maximal 18 Stunden ohne Aufladung. Für ein Gerät, das Schlaftracking anbietet, eine gefühlt kurze Dauer. Vor allem eine Dauer, die sich in den letzten Jahren nicht verbessert hat. Bedenkt man allerdings, wie viele neue Sensoren in dieser Zeit zusätzlich in die Watch verbaut wurden, relativiert das die Kritik.

Die Benutzung ist dank des größeren Displays jetzt einfacher.
Foto: STANDARD, aam

Geladen wird mit dem unspektakulären Ladekabel, auf dessen Ende die Uhr noch immer gelegt werden muss. Dieses kommt ohne Netzteil, stattdessen muss man sich eine Lademöglichkeit via USB-C suchen, also beispielsweise das eigene MacBook, falls vorhanden. In jedem Fall wird in diesem Jahr schneller geladen als bisher. Bereits nach einer Stunde ist die Uhr von null auf 100 Prozent aufgeladen, nach zehn Minuten am Ladekabel ist man etwa zehn Prozent voller als davor. Voraussetzung für diese Verbesserung ist die Kombination aus Uhr und neuem Ladekabel – mit älteren Modellen, egal auf welcher Seite des Kabels, funktioniert dieser Trick nicht.

Ein Absatz soll hier noch dem mitgelieferten Standard-Armband gewidmet werden. Dieses ist sowohl von der Verschlusslogik als auch vom Material weiterhin nicht Apple-würdig. Die Anbringung des Bandes wirkt aufgrund des Apple-eigenen Verschlusses meist ungeschickt, auch wenn man mit der Zeit Übung bekommt. Das Material fühlt sich wie günstiges Plastik an, unter dem man auch schnell zu schwitzen beginnt.

All das kann mit den alternativen Bändern, die ebenfalls angeboten werden, umgangen werden. Das Sportband erfüllt seinen Zweck, und als noch besser bezüglich Tragekomfort hat sich in der Vergangenheit das geflochtene Band bewiesen, welches man sich einfach über den Arm zieht.

Die Akku-Laufzeit hat sich über die Jahre nicht verändert. Ein Wochenende ohne Ladegerät ist weiterhin undenkbar.
Foto: STANDARD, aam

Watch OS 8

Das Betriebssystem watch OS 8 hat mittlerweile wirklich viele Funktionen, die für das tägliche Leben Sinn machen. Das Fokus-Feature, das auch mit dem letzten iOS-Update Einzug gehalten hat, findet sich auch auf der Smartwatch. Damit können Regeln festgelegt werden, welche Apps oder Anrufer stören dürfen und welche nicht. Aus der Atmen-App wurde die Achtsamkeit-App, die mit Tipps und Visualisierungen an regelmäßige Pausen im Alltag erinnern soll.

Dazu kommen zahlreiche Fitness-Funktionen – so erkennt die Smartwatch etwa, sobald man auf einem Rudergerät sitzt, und fragt, ob eine Aufzeichnung der Bewegungen starten soll. Selbiges funktioniert seit kurzem auch, wenn man auf ein Fahrrad steigt. Zudem können auf Wunsch Schlafdaten gesammelt werden, etwa ob die Atmung konstant bleibt. Watch OS 8, das sei ergänzt, ist nicht Series-7-exklusiv, sondern funktioniert ab der Series 3 auf allen Apple Watches.

Das Verbinden mit anderen Apple-Geräten funktioniert wie gewohnt ohne Probleme. Egal ob das eigene Smartphone oder die Kopfhörer, die sich in der Umgebung befinden, alles wird mit einem simplen Tastendruck verbunden. Eine Always-on-Funktion ist für das Display natürlich auch aktivierbar.

Das Betriebssystem watch OS bietet unzählige Features, darunter auch zahlreiche Fitness-Services.
Foto: STANDARD, aam

Teures Vergnügen

Günstig ist die Uhr weiterhin nicht. Ab 429 Euro kann man in Series-7-Welt einsteigen. Dafür gibt es das kleinere 41 Millimeter große Gehäuse. Für 30 Euro mehr wächst die Gehäusegröße auf 45 Millimeter, was auch auf einem dünneren Männerarm wuchtig aussieht. In Sachen Konnektivität kann alternativ zur GPS-Variante auch wieder eine Cellular-Version erstanden werden, die 100 Euro mehr kostet. Wer auch noch in ein Edelstahlgehäuse und ein Lederarmband vorab investiert, kann so bis zu 829 Euro für die Smartwatch bezahlen.

Bei den angebotenen Farben darf man aus den Vollen schöpfen, und auch in Sachen Armbändern, die mit den Bändern der letzten Jahre kompatibel sind, werden jedes Jahr mehr Farben und Formen angeboten.

Fazit

Die Vorwürfe, es handle sich in diesem Jahr um keine große Revolution, gehen bei der Series 7 etwas ins Leere. Jedes Jahr wird die Smartwatch etwas verfeinert – es wird nachjustiert. Die Leute, die sich jedes Jahr eine Apple Watch kaufen, machen wohl nur einen sehr geringen Anteil der Zielgruppe aus, die mit der Anschaffung einer Series 7 liebäugeln. Greift man erstmals oder nach vier Jahren wieder zu dem aktuellen Modell, fühlt es sich zumindest wie eine sehr ordentliche Evolution an.

Die Series 7 ist die mit Sicherheit beste Smartwatch auf dem Markt, sieht man sich Funktionsumfang und die Verarbeitung an. Einen Neukauf rechtfertigt das für Besitzer der jüngeren Vorgängermodelle wie erwähnt nicht, wurde doch außer dem Display nichts Gravierendes verändert. Speziell der Akku, der noch immer keine 24 Stunden durchhält, selbst bei schwacher Nutzung, missfällt Lademuffeln.

Im Vergleich mit der allerersten Apple Watch hat sich auch äußerlich viel getan.
Foto: STANDARD, aam

Ansonsten bietet die Uhr alles, was man sich von einer Smartwatch wünschen kann, und wenn man einmal das Beantworten von Nachrichten, den regelmäßigen Check der eigenen Fitness und das einfache Ablesen der aktuellen Uhrzeit gewohnt ist, dann will man es auch nicht mehr missen. (Alexander Amon, 23.10.2021)