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Wie steil bergauf es mit den Seilbahnen nach dem Lockdown-bedingt harten Winter 2020/21 heuer geht, muss sich erst zeigen.

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Südtirol hat angekündigt, es zu tun, Bayern ist schon vorgeprescht, und Frankreich arbeitet ebenfalls in Richtung 3G-Regel (geimpft, genesen, getestet) für die Nutzer von Skipisten und Skihütten im heurigen Winter. Da will Österreichs Seilbahnbranche nicht zurückstehen, auch um eine Art Wettbewerbsgleichheit mit anderen Ländern im Alpenbogen herzustellen.

Obwohl – es habe schon Widerstand von Branchenkollegen gegen das auch von der Regierung unterstützte 3G auf Pisten und Hütten gegeben. "Zum Teil waren die Reaktionen sogar sehr heftig," sagte Franz Hörl, Obmann des Fachverbands Seilbahnen in der Wirtschaftskammer, am Dienstag am Rande der Seilbahntagung in Zell am See. "Aber im Wissen, was sich rund um uns tut, und weil wir ja auch beobachtet werden, haben wir einen Schritt auf die Regierung zu gemacht."

"Stressig"

Seit vergangenem Donnerstag glaube man zu wissen, was in der noch ausstehenden Verordnung zu den Corona-Regeln stehen wird. "Stressig" sei es allemal, das jetzt zeitgerecht hinzubekommen – müsse doch insbesondere eine Lösung für Wochenkartenbesitzer im 3G-Regime gefunden werden.

"Und wir wollen eine möglichst kundenfreundliche Lösung haben", sagte Hörl. Eine kleine Erleichterung jedenfalls werde es geben: Statt ab 1. November sollen die Corona-Regeln ab 15. November wirksam werden. Damit bleibe auch für Gletscherskigebiete, wo bereits Ski gefahren wird, noch etwas Zeit für die Adaptierung der Maßnahmen. Er hoffe, dass Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) die Verordnung spätestens am Freitag dieser Woche herausgibt, sagte der Tiroler Hörl, der auch ÖVP-Abgeordneter zum Nationalrat ist.

Zuletzt gab es ein Pingpong-Spiel zwischen Mückstein und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Beide Ressorts müssen Einvernehmen in der Sache herstellen. Gut sei zumindest, dass die Regelung für den Tourismus, also auch für Hotellerie und Gastronomie, von der gleichfalls in Verhandlung stehenden 3G-Regel am Arbeitsplatz, für die am Dienstag der Weg freigeräumt wurde, getrennt wurde. Sonst hätte es womöglich noch länger dauern können.

FFP2-Maske

Die Eckpfeiler für einen sicheren Winter auf Österreichs Pisten, Weihnachts- und Adventmärkten, aber auch in Aprés-Ski-Lokalen sind schon vor Wochen eingerammt worden. Am 20 September haben Mückstein, Köstinger und der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) als Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz den Fahrplan für den Winter vorgestellt. Die Maßnahmen sollen sich am Dreistufenplan orientieren: Für Geimpfte und Genesene soll es kaum Einschränkungen geben – abgesehen von der FFP2-Maske, die speziell in Gondeln, Kabinen und geschlossenen Räumlichkeiten notwendig sei.

Ab Stufe drei des Regierungsplans, wenn die Intensivbettenauslastung im Land auf 400 steigt, zähle beim Testen nur noch PCR. Ab Stufe 2 (300 Betten) gelte statt der 3G-Regel 2G (geimpft oder genesen).

Und wie könnte nun das Prozedere für Skifahrer sein, die weder geimpft noch genesen sind, aber trotzdem länger als einen Tag Skifahren wollen? Dafür soll es eine Softwarelösung geben.

"Im Wissen, was sich rund um uns tut, und weil man uns beobachtet, haben wir diesen Schritt getan", sagt Franz Hörl, Seilbahnen-Obmann.
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Sechs- oder siebenmal eine Tageskarte lösen ist teurer, als gleich einen Wochenpass zu kaufen. Dieser soll für Nichtgeimpfte und Nichtgenesene, abhängig vom Testnachweis, sukzessive freigeschaltet werden. Um die Kassenbereiche halbwegs freizuhalten, soll dies vorzugsweise online geschehen. Geplant ist, dass das Unbedenklichkeitszertifikat auf einer noch zu schaffenden Online-Plattform hochgeladen, mit der Karte verschränkt werden und so die Freigabe erfolgen soll. Der Kartenbesitzer müsse einwilligen, womit auch das Datenschutzproblem umschifft werden könne.

Seilbahnobmann Hörl geht davon aus, dass größere Skigebiete Test- und möglicherweise auch eigene Impfstationen einrichten werden. Für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren genügt ein Mund-Nasen-Schutz; nach vollendetem 12. Lebensjahr gilt dann die 3G-Regel.

Die Vorzeichen für den Winter sind nicht schlecht, wie die Österreich Werbung (ÖW) bereits in der Vorwoche unter Hinweis auf jüngste Umfrageergebnisse wissen ließ. Etwas vorsichtiger ist Oliver Fritz vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Er verweist auf eine Untersuchung seiner Wifo-Kollegin Anna M. Burton. Demnach hat sich die Urlaubsintention bei deutschen Gästen im Vergleich zum Vorjahr nur unwesentlich verändert.

Weniger Investitionen

Während 41 Prozent der Deutschen in diesem Winter eine Urlaubsreise planen (ein Prozentpunkt weniger als ein Jahr davor), gaben 39 (Vorjahr: 27) Prozent Anfang September an, noch keine Reiseabsicht zu haben. Diese Tatsache bremse die Euphorie etwas.

Deutlich geringer sind in diesem Jahr auch die Investitionen der Seilbahnwirtschaft ausgefallen: 384 Millionen Euro statt im langjährigen Schnitt 600 bis 650 Millionen Euro. Ohne Investitionsfreibetrag wäre es noch weniger gewesen, meint Hörl. (Günther Strobl, 20.10.2021)